Wohnungsnot in Duisburg? Unsinn, Stadt und Gebag planen doch bereits im grossen Stil, ganz neu und modern, z.B. 6-Seen-Wedau. Dass das aber keine günstigen Wohnungen und Häuser sein werden, die sich „ganz normale“ Durchschnittsmenschen dort leisten können, dürfte auch klar sein. An den Preisaufrufen (teils siebenstellig) im Neubaugebiet „Am Alten Angerbach“ ist dies beispielhaft festzustellen.
Es gibt aber anscheinend jede Menge Wohnalternativen, dazu noch in städtischer Hand (Gebag) die jedoch trotz Denkmalschutz vergammeln, verdrecken, zerstört werden.
So zum Beispiel die Strauss-Siedlung, gut erreichbar über die Koloniestrasse und im Prinzip ganz nah bei 6-Seen-Wedau. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts von der Duisburger Industriellen-Familie Curtius erbaut und dann 1920 der Stadt geschenkt, inzwischen im Bestand der Gebag, geniesst die Siedlung (benannt übrigens nach Richard Strauss), bestehend aus mehreren Komplexen über mehrere Strassenzüge, seit Anfang der 2000er Jahre bereits Denkmalschutz.
Nun könnte man meinen dies würde bedeuten, dass sich die zuständige untere Denkmalschutzbehörde, die Stadt und die Gebag seit über 20 Jahren besonders kümmern würden. Weit gefehlt, man überließ die Siedlung eher der Witterung und auch schon mal -zuletzt zwischen 2014 und 2016- der Polizei zu Übungszwecken in Sachen Geiselbefreiungen, Hausstürmungen etc. – Übungsmunitionsreste blieben als Andenken daran übrig.
Anfangs dachte man wohl noch -trotz Denkmalschutz und dessen Auflagen- man könne die Siedlung einfach komplett runterkommen lassen, vielfach leer stehen lassen, um dann alles abreissen zu können und neu zu bauen, man hatte aber wohl die Rechnung ohne einige BewohnerInnen und auch ohne Roland Günther gemacht (https://www.werkbund-initiativ.de/Content.aspx?pageID=3 => s. unter 2016 – Link auf eine .pdf), der sich hier ähnlich wie für die Zinkhüttensiedlung im Norden (später von Walter Brune aus Düsseldorf gekauft) einsetzte. So „gelang“ der Gebag zwar an einer Stelle (einem Strassenzug) bereits abzureissen, aber an anderer Stelle wurde dann lieber eingelenkt und kernsaniert und an etlichen anderen Stellen geht der Verfall immer noch weiter, bis dann wohl schlußendlich auch überteuert kernsaniert werden muß.
Wie gut, dass die Gebag natürlich für den Frevel auch noch Fördergeld bekommt. Das müsste aber ev. gar nicht so üppig ausfallen, wenn man rechtzeitig vor 20 Jahren Sanierungsmassnahmen ergriffen hätte. Seitdem könnten dort längst auch mehr Menschen gut wohnen und leben.
Doch mal lässt lieber viele Wohnungen leer, die Dachrinnen unrepariert, ebenso eingeschlagene Scheiben, eingetretene Türen usw. usf. um ja der Witterung genug Angriffsflächen zu bieten, und dann wie gesagt die Polizeieinsätze, wobei typischerweise Schlösser und Türen zu Bruch gingen und auch Wände und Treppen beschädigt wurden. Das Ganze akustisch garniert mittels lautstarker Übungsmunition die zum Einsatz kam.
Anscheinend, davon gehe ich mal aus, wusste die Polizei jedoch von den Verhältnissen nichts und hat sich so benommen als würde es sich um ein abbruchreifes Gebäude-Ensemble handeln in dem man nach Gutdünken und ohne Rücksicht ordentlich üben kann. Deshalb wurden wohl auch besser die üblichen Denkmalschutzplaketten von der Gebag nicht angebracht.
Tja und dann wohnten und wohnen dort auch immer noch einige wenige Menschen, trotz der widrigen Zustände, also alles in allem wie im Falle einer bitter-unwürdigen Vertreibung.
Wohlgemerkt: Die Rede ist von der Gebag, nicht von einem Schrottimmo-Besitzer.
Dafür hat man sich lieber pressewirksam in Szene gesetzt, z.B. 2020 angesichts des Fördergelds um auch entsprechend angeben (prahlen) zu können. Unter den üblichen Verdächtigen OB Link, aber auch Bärbel Bas.
Um die Sachlagen zu klären habe ich nun die Stadt, die untere Denkmalschutzbehörde und die Gebag sowie auch die Polizei jeweils um eine Stellungnahme gebeten.
Fazit:
Anstatt also von vorneherein eine wirklich erhaltenswerte Siedlung und damit architektonische Kulturgeschichte Duisburgs auch im Sinne der Erbauer und Spender zu sanieren, wurde lieber dringend benötigter Wohnraum vernichtet bzw. für lange Zeit unbrauchbar gemacht.
Am Ende und unterm Strich dürfte es zudem viel teurer werden zu sanieren und zu modernisieren, aber wir zahlen es ja gerne. Den Fördertöpfen sei dank. Die werden dann auch noch von Özdemir und Co. angezapft, was uns dann als politische Heldentat verkauft wird.
Und das alles zusätzlich vor den Augen der Denkmalschützer die ihren Job anscheinend nicht Ernst nehmen oder – was noch schlimmer wäre – dazu angehalten wurden wegzugucken und dieser Aufforderung gefolgt sind.
Zum Abschluß noch der folgende Hinweis: Den Tipp mich mal mit der Strauss-Siedlung zu beschäftigen habe ich übrigens initial von zwei Gebag-InsidernInnen die auch einige Fotos zur Verfügung stellten. Gesprochen habe ich zusätzlich mit dortigen BewohnernInnen.
Und hier ein paar visuelle Eindrücke und Beispiele:
von Nachbarn gefundene Übungsmunitionshülsen und Handgranaten-Sicherungsstifte
eingewachsene Haustürschlösser von innen
aufgebrochenen Türbleche
von innen eingeschlagene Scheiben
unisolierte Dachböden
baufällige Treppen
modernisierter Teil der Siedlung
dem Verfall weiterhin preisgebener Teil
beides einander genau gegenüberliegend
ein Mietertreff der nie geöffnet hat / durchtrennte Regenabflussrinne
vergammelte und verschimmelte bzw. vermooste Fassaden
Gebag-Bauschild mit Hinweis auf Fördermittel und Denkmalschutz