Gastbeitrag von Ulrich Müller
Für Sicherheit gibt es Regeln. Diese wurden in den letzten Dekaden vor der Jahrtausendwende aufgestellt und waren das Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchung von großen Unglücken wie Bhopal, Challenger und Tschernobyl. Das neue Verständnis über Sicherheit wird Schweizer-Käse-Modell genannt und wird z. B. im Gesundheitswesen oder Luftverkehr angewandt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer-Käse-Modell
Immer war es üblich – wie auch bei der Loveparade, den kleinen Leuten die Schuld zuzuweisen, während die Oberen sich entspannt zurücklehnten. Der britische Psychologe James Reason machte damit Schluss und nahm das Management in die Pflicht. Es hatte sich gezeigt, wenn Führer einer Organisation offen waren für die Mitteilungen und Berichte der Mitarbeiter („reporting“), dass dadurch Unglücke vermieden werden konnten.
Dieses „reporting“ gab es auch in der Planungsphase der Loveparade. Polizei Duisburg und Feuerwehr Duisburg hatten vor den Gefahren einer Loveparade in Duisburg sehr deutlich gewarnt. Aber die politisch Verantwortlichen reagierten gleichgültig; selbst die damalige SPD als Ratsopposition hat diese Warnung nicht in den Stadtrat zur demokratischen Beratung getragen. In Duisburg ist nicht nur ein Sicherheitskonzept, sondern auch die Demokratie gescheitert, weil sich CDU und SPD immer wieder gegen alle Vernunft verbünden. Nach einhundert Jahren Bergrecht sind sie gewohnt: „Was wir sagen, wird gemacht! Basta!“ – Faust auf den Tisch. (Das Bergrecht schließt Widersprüche weitgehend aus und stellt eine Einschränkung des Grundgesetzes dar.)
Dieses verwerfliche Muster der Bergrecht-Tribune wiederholt sich bei der Polizeiwache Homberg. Die Menschen aus Hochheide sind besorgt um ihre Sicherheit. Muss ein Streifenwagen im Notfall aus Ruhrort kommen, verstreichen drei oder fünf Minuten, in der ein Opfer ohne Hilfe bleibt und ein Wahnsinniger oder Krimineller Zeit hat für seine Gewalttat. Wenn Sicherheit gerecht verteilt wird, dann muss die Polizeiwache in die Mitte des Reviers.
Ich schließe mich den Einwänden der Aktivistinnen aus Hochheide an und warne die Polizeipräsidentin Frau Elke Bartels als auch die im Stadtrat vertretenen Parteien – insbesondere CDU Duisburg, SPD Duisburg und Bündnis 90 / Grüne Duisburg.
Wenn ein Mensch schaden nimmt, darf eine Streifenwagenbesatzung auf Patrouille nicht verantwortlich gemacht werden, von der Bruchstraße in Essenberg bis An der Lohmühle in Baerl zu lange gebraucht zu haben. Durch Patrouillen sei die Sicherheit in Bezirk gewährleistet, ließ die Polizeipräsidentin in NRZ, WAZ und PR verbreiten. Das bezweifele ich. Im Schadensfall sind die Polizeipräsidentin, die Ratsleute und Politiker wie Ralf Jäger bei der Loveparade als Unterbezirksparteivorsitzender der SPD Duisburg verantwortlich. Sie wurden gewarnt!
Wenn diese Mandats- und Amtsautoritäten erneut den gleichen Fehler wie bei der Loveparade machen, werde ich von meinen Mitbürgern bei der Kommunalwahl NRW 2020 fordern, insbesondere CDU Duisburg und SPD Duisburg abzustrafen.
Der Zusammenhang von Sicherheit im Gesundheitswesen und bei der Loveparade Duisburg wurde in meinem Beitrag im Deutschen Ärzteblatt dargestellt:
Fehlerprävention: „Bottom up“-Reporting –Müller, Ulrich. Dtsch Arztebl 2019; 116(20): A-1020 / B-838 / C-826, 17. Mai 2019
https://www.aerzteblatt.de/archiv/207541/Fehlerpraevention-Bottom-up-Reporting
Und: Polizeiwache von Homberg nach Ruhrort? – Duisburg setzt ein Neinzeichen