Ruhrgebiet: Wie soll man Blödsinn noch toppen?

Es war wohl mal wieder an der Zeit und wohl auch passend zur Bundestagswahl sich mit der Zukunft des Ruhrgebiets zu beschäftigen, das im Prinzip vor sich hindümpelt, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Was denn auch einige angebliche ExpertInnen gerade erneut taten – das mit dem Sich-Beschäftigen.

Ungelogen habe ich vor fast 30 Jahren bereits in Mülheim (meine Geburtsstadt) darüber mit der Politik gesprochen, als Unternehmer, wie man die Städte im Pott besser vermarkten kann. Nämlich in dem man sich auf ihre jeweiligen individuellen Stärken konzentriert und diese dann gemeinsam darstellt.  So könnte u.a. vermieden werden, dass ein ansiedlungswilliges Unternehmen aus einer bestimmten Branche zum Spielball der unterschiedlichen Kommunen wird die alle um die selbe Beute raufen und ein Unter- bzw. Überbietungswettwerb in Gang gesetzt wird.

Genau diese Idee wurde anscheinend jetzt wieder mal rausgekramt, die Idee der Clusterbildung.

https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/wirtschaft-wie-das-ruhrgebiet-seine-staerken-staerken-will-id233446991.html

Nur ganz ehrlich, die Zeiten sind vorbei in denen diese Idee noch sinnvoll umsetzbar war. Inzwischen dient sie nur noch dazu eine Erzählung (neudeutsch: Story) zu haben wie man denn am besten Fördermillionen einwerben kann. Irgendwas muß man ja herbeispinnen.

Sie scheitert zum einen wie eh und je -das kann man ja auch an anderen Projekten wie dem uneinheitlichen ÖPNV erkennen- an den Vorbehalten der Kommunalfürsten, die gerne ihre Pfründe in jeder Hinsicht behalten wollen.

Und da alle paar Jahre Wahlen sind, muß jeder OB und jede Partei vor Ort dafür sorgen, dass es Erfolgsmeldungen zu vermelden gibt. Da wird kaum jemand dauerhaft freiwillig zusehen wie ein Cluster in der Nachbarstadt, die womöglich vom politischen Gegner geführt wird, prosperiert, während man selbst noch in die Röhre guckt und Verzicht üben muß bis man an der Reihe ist.

Mit anderen Worten und ganz kurz: Wer das Ruhrgebiet als Ganzes vermarkten will muß eigentlich dafür sorgen, dass es keine 53 OBs, keine 53 Wirtschaftsförderer etc. mehr gibt. Insofern ist auch der Vergleich mit dem Silicon Valley, der in der WAZ angestellt wird, ziemlich PillePalle und Blödsinn.

Und die Cluster-Idee scheitert zum anderen weil sich durch die Digitalisierung und durch digitale Geschäftsmodelle die  gesamte Art des Wirtschaftens inkl. der Vermarktung von Wirtschaftstandorten ändern wird.

In Zukunft ist man nur noch in bestimmten Branchen tatsächlich auf „Boden und Steine“ angewiesen. Man sieht dies ganz besonders deutlich bereits in puncto Einzelhandel.  Online-Händler können ihre Lager deutschlandweit strategisch platzieren und dazu die gewünschten Standorte und Kommunen gegeneinander auch noch ausspielen. Ihre Server und deren Inhale können jederzeit verlagert werden. Die Mitarbeitenden -bis auf die wenigen im Lager und die auf den LKW-Böcken- können prinzipiell von jedem Ort der Welt aus arbeiten.

Und sog. Platformen müssen sich überhaupt keine Gedanken mehr zu physischen Problemen machen. Als Beispiel nenne ich mal Lieferando. Von den Leuten dort macht keiner die Pizza, die Lasagne oder den Salat. Sie liefern die Bestellungen auch nicht aus.

Fazit:

Das Konstrukt MetropoleRuhr, wo Herr Beck unser unwirksamer Wirtschaftsförderer herkommt, hätte längst das nun als Geistesblitz verkündete Cluster-Ding umsetzen können und sollen, aber es blieb immer bei dem Konstrukt und den schönen Ankündigungsworten. Es hat bisher auch gereicht, immer wieder nur Versprechungen zu machen und trotzdem Fördergelder zu bekommen.