Mülheim: Komplett verarschgeigte Innenstadtkonzepte – vorneweg die SPD

Vor wenigen Stunden hatte ich noch das Wiederbelebungs-Altstadt-Konzept für Duisburg kritisiert und dabei auch die fehlende Gesamtkonzeption unter Berücksichtigung sämtlicher City-Teile angemahnt. Kurz danach berichtete ich über den Weggang von WMF (Filiale an der Kuhstrasse) im kommenden Jahr.

Nun machen wir einen kurzen Ausflug nach Mülheim wo sich angesichts einer dilettantischen Stadtplanung bereits der Niedergang vollends vollzogen hat.

Es folgt ein Text der MBI-Fraktion im Rat der Stadt Mülheim:

Einst war der Mülheimer Rathausplatz ein belebter Ort mit vielen verschieden Aktivitäten im Laufe des Jahres, vorneweg der beliebte und gut frequentierte Wochenmarkt an mehreren Tagen. Dann kam das angebliche „Stadtentwicklungsprojekt Ruhrbania“ der Ex-OB Mühlenfeld (SPD), mitgetragen auch von CDU, Grünen und FDP. Von 2003 bis mind. 2013 wurde die Stadt zur Dauerbaustelle für den wenig gelungenen Versuch die gesamte Innenstadt umzukrempeln. Mehr Infos u.a. hier.

Für all das hat die Stadt gigantische Vorleistungen erbracht, die das einst wohlhabende Mülheim in den hoffnungslosen finanziellen Ruin befördert hat. Gleichzeitig wurde aus der einstigen „sympathischen Stadt an der Ruhr“ eine Großstadt mit einer eher tristen Innenstadt. Ruhrbania als „Operation am Herzen der Stadt“ (Zitat WAZ) hat genau genommen also zu diversen Lähmungserscheinungen geführt. Ein Beispiel ist der Rathausmarkt, der mit Ruhrbania ins Abseits befördert wurde, so dass auch der auf die weniger geeignete Schloßstrasse verdrängte Wochenmarkt dort nicht mehr zurück möchte. Das „Wohnzimmer von Mülheim“ sollte der Rathausmarkt wieder werden, so die Pläne aus dem Jahr 2013. Die Realität ist an Tristesse kaum zu überbieten. Eine Schande ist dabei der einstige Kiosk, der seit über 10 Jahren vor sich hingammelt. Nun will Schwarz-Grün den nächsten Versuch starten, den Rest-Wochenmarkt wieder auf den toten Rathausmarkt zu verlagern – Erfolgsaussichten eher mäßig!

Weiter mit mir:

Es lohnt sich deshalb mal einen Blick auf die entsprechende offizielle Website der Stadt zu werfen:

https://www.muelheim-ruhr.de/cms/innenstadt.html

Und auf die Website die mit „Wertstadt – Made in Mülheim“ betitelt ist:

https://www1.muelheim-ruhr.de/wertstadt/start/8876

Tja und dann noch (in Mülheim) das integrierte Innenstadtkonzept, das so Monster wie dieses hervorgebracht hat (Zitat-Auszug):

Sechs Jahre lang hatte der ehemalige Kaufhof zuvor leer gestanden. Als Ankermieter konnten die tristar GmbH mit einem Hotel der Marke Holiday Inn Express, die Alloheim Senioren-Residenzen GmbH für einen Bereich betreutes Wohnen und ein Pflegeheim sowie die Netto Marken-Discount AG & Co. KG gewonnen werden. Hinzu gesellen sich der bundesweite Fitnessbetreiber Fit X und eine Sportsbar. Auch die Stadtverwaltung Mülheim hat sich für das Personal- und Organisationsamt Büroflächen gesichert. Das Angebot wird durch die Tourist-Info, eine Apotheke und Gastronomiebetriebe ergänzt. Alles in allem ist ein attraktiver neuer Wohn-, Arbeits- und Einkaufsstandort an der Stelle des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes entstanden.

Und, kommen auch Ihnen die ersten Bröckchen vom letzten Essen schon hoch, ja dann den Eimmer fix bereitstellen. Hier bei uns heisst es stattdessen LEBENSWERT, ECHT und MASTERSCHEISS. Aber tot ist vieles ebenso.

Wohlgemerkt, das Ganze mitten in der Stadt. Klingt so aufregend und integrierend wie eingeschlafene Füsse.

Und wenn ich mir in Duisburg die Belegungskonzepte für die beiden neuen Torhäuser durch den Kopf gehen lasse, dann kommt mir zwangsläufig der Gedanke wie sehr sich die Städte doch wieder angleichen. Zugegeben, mehr geht eben zur Zeit nicht, neuer innerstädtischer Handel und Gastronomie wird wohl auf Jahre eher mit der Kneifzange angefasst werden was Neugründungen angeht, also vermietet man an Hotels, Altenheime, AOKs und die Stadtverwaltung, dazu eine Apotheke und ein Fitness-Studio. Wenn es dann ein bisschen Gastro gibt trifft man dort die Senioren aus dem Altenheim nebenan. Die ersten 10 Gerichte sind Seniorenteller, die Schriftgrösse ist 100px, die Schriftart Sütterlin.

Nix gegen SeniorenInnen die in der City wohnen, aber wenn das dann in jeder Stadt genauso wird, dann werden Städtereisen aber superspannend.

Vllt. sollten die E-Roller-Verleiher auf E-Rollatoren umsteigen.