Upps, da haben wir ja einen trifftigen Grund für die Trolle …

… die mich derzeit anmailen um mir auszurichten wie blöd sie meine kritischen Einlassungen zur Wasserstoffstadt Duisburg finden. Ich berichtete bereits.

So hatte sich nämlich just heute i.L.d.T. Wirtschaftsminister Robert Habeck bei ThyssenKrupp in Duisburg  eingefunden und grünen Stahl als „Geschäftsmodell der Zukunft“  bezeichnet, so die SZ.

https://www.sueddeutsche.de/politik/wirtschaftspolitik-duisburg-minister-habeck-gruener-stahl-geschaeftsmodell-der-zukunft-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220222-99-241820

Nun, gegen soviel Goodwill kann ich wohl kaum anstinken. Aber woher weiß er das? Ich wäre mit solchen Prognosen zu künftigen Geschäftsmodellen  bzw. Geschäftsmodellen mit Zukunft ziemlich vorsichtig.

Ich gebe ebenso nachwievor zu bedenken, dass auf dem Weg zur Klimafreundlichkeit die Stahlindustrie auf massivste Unterstützung aus der Politik angewiesen sein wird. Einer Analyse von Agora Energiewende zufolge sind mehr als 30 Milliarden Euro notwendig. Nun, wir wissen aber alle, dass man in Deutschland meist mit solchen Summe eher untertreibt und am Ende wird es immer vielviel mehr.

https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/klimaneutralitaet-warum-klimaschutzvertraege-die-letzte-chance-fuer-die-stahlindustrie-sein-koennten/27660312.html?ticket=ST-904123-cB7AeTnUxcwuwHfmCliX-ap3

Neben Fördergeldern in Milliarden-Höhe zum Anschub der grünen Transformation werden die künftigen sog. Klimaschutzverträge besonders wichtig sein. Sie sollen sicherstellen, dass der vermutlich teurere grüne Stahl konkurrenzfähig bleibt, was einer Subventionierung gleichkommt, aber natürlich lieber Klimaschutzvertrag genannt wird.

https://www.energate-messenger.de/news/219848/klimaschutzvertraege-fuer-industrie-werden-hohe-kosten-verursachen

Ein interessanter Player in dem Zusammenhang ist die oben bereits erwähnte  sog. „Denkfabrik“ Agora Energiewende – u.a. auch Agora Verkehrswende.

https://www.agora-energiewende.de/

„Dahinter“ steht als Geldgeberin übrigens die Stiftung Mercator bzw. die Familie Schmidt-Ruthenbeck, ehemals u.a. Gründerin der Metro zusammen mit Otto Beisheim und Haniel.

Nun ist es ja durchaus nicht grundsätzlich schlecht, wenn sich der Staat mit Anschubsubventionen an attraktiven bzw.  erfolgversprechenden Geschäftsmodellen beteiligt (und dadurch den Klimaschutz fördert), aber mir kommt u.a. völlig zu kurz, ob wir alle dann bei Erfolg daran künftig zusätzlich partizipieren, entweder mit Jobs oder finanziellen Ausschüttungen oder beidem. Bei der Stahlindustrie dürfte das wohl kaum der Fall sein. Hier steht ausschließlich der Klimaaschutz im Vordergrund.

Was natürlich nicht schlecht ist. Trotzdem stellt sich bei ihr die Frage wie wichtig sie für Deutschland und Duisburg sein wird und deshalb dauerhaft erhaltenswert bleibt. Merkwürdigerweise hat man ja andere Industrien auch aufgeben bzw. in Deutschland und Europa vernachlässigt, selbst die die nicht in Verdacht standen die Umwelt großartig zu verpesten, z.B. die Pharmaherstellung, die bis vor Corona weitestgehend in Indien stattfand. Ähnliches gilt für Chip- bzw. Halbleiter-Herstellung deren Hauptproduktionsorte u.a. in Südkorea und Taiwan zu finden sind.

Vergessen wir bitte auch nicht, dass die einseitige Ausrichtung Duisburgs auf die noch immer bestehende Stahl-Großindustrie und in den letzten Jahren auf die Logistik ein schwerwiegender Fehler war, als man den Kohlekonzernen und auch den Stahlriesen zusicherte mittels der Bodensperre Ansiedlungen anderer zukunftsträchtiger Industrien zu verhindern. Die Zechenkumpels hätten ja ev. mehr Interesse daran haben können lieber am Band der Fordwerke zu stehen als in 1.000 Metern Tiefe einen Flöz zu bearbeiten.

Ach ja, meine Fragen zum Gutachten, das die hiesige DBI zur Wasserstoffstadt Duisburg hat erstellen lassen, sind übrigens bisher, trotz mehrfacher Erinnerung, nicht beantwortet worden.