Brutal unterschätzt? Nö, komplett brutal selbstüberschätzt!

Wow, da haben unsere führenden Wirtschaftsköpfe mal wieder eine tolle Idee. Mit dem Format „garage DU“, einer angeblichen Anspielung auf die Microsoft-Garagen-Gründung (kleiner geht es nicht), will man Start-Ups nach Duisburg locken. Zusätzlich mit einem Preisgeld (etwas mehr als 80.000 EURO – LOL) und verlockenden Coaching-Versprechen. Voll ECHT ambitioniert.

Und haut dabei so richtig auf die Verbal-Kacke, nicht mit „ECHT unterschätzt“, sondern mit der markigen Äusserung (laut WAZ) Duisburg sei „BRUTAL“ unterschätzt.

Ich sag nur: Wenn Ihr Euch da mal nicht BRUTAL selbstüberschätzt.

Anläßlich des neuen Anwerbe-Formats, Challenge genannt,  sollen GründerInnen Duisburg als Standort ins Auge fassen, was auch Startport schon seit längerem versucht, aber keine Auskunft darüber gibt was denn genau läuft (mit welchem Erfolg), und dabei ganz neue Ideen zu Wasserstoff, Klima und 5G liefern. Duisburg soll natürlich davon profitieren.

Klingt alles suppi-toll, doch schmückt am Ende als Leernummer nur die Lebensläufe der vorerwähnten Beteiligten, in diesem Fall von OB Link und DBI-Beck. Die können dann sagen was sie alles gemacht haben(sich ausgedacht haben) und keiner fragt sie nach dem Erfolg. Sie nennen ja Duisburg auch Chinastadt weil hier ein paar China-Imbisse am Start sind. Wann wurde zuletzt eine Ansiedlung von einem grossen chinesischen Unternehmen verkündet, Herr China-Beauftragter-Referent-Schwurbel-Gedöns-Manager?

Ich erwarte dagegen schon seit langem eine Challenge zur Anwerbung von Lehrkräften für die Schulen und eine deutliche Steigerung von nutzbaren Online-Services für BürgerInnen im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes (OZG).

Und ganz ehrlich, was sollen uns Startups für Ideen liefern um z.B. die Stadt in puncto Klima besser zu schützen? Die „Ideen“ bzw. die Notwendigkeiten liegen doch auf der Hand und sind bereits überall seit Jahren nachzulesen. Die Stadt muss sie nur umsetzen.

Ein Beispiel: Die Baumschutzsatzung wurde abgeschafft und eine Neuauflage wird seitdem blockiert. Die Grünen fordern gerade über jede Baumfällung vorab informiert zu werden, was jedoch vehement abgelehnt wird.

Oder: Die Logistik wird in Duisburg weiter ausgebaut – z.B. durch das neue Container-Terminal auf der Kohleninsel. Zum Einsatz werden viele weitere LKWs kommen.

Na klingelt es bereits? Die Klima-Idee par excellence (=Vermeidung von Scheiß-Vorhaben) liegt quasi auf der Hand und braucht keinen Extra-Wettbewerb oder eine Challenge mit Recall.

Anders könnte das bei Wasserstoff und 5G sein, hier sind mögliche Ideen sicherlich vonnöten, wobei ich aber auch diesbzgl. meine Zweifel habe, da man den ersten vor dem zweiten Schritt tun sollte.

So wurde ja z.B. angeberisch wie immer bereits vor Jahren das 3D-Scanning des Rathauses und der öffentlichen Gebäude angekündigt. Bis heute ist das ganze Projekt irgendwo im Sande verlaufen.

Was nutzen uns also die Superideen wenn in der Stadtspitze niemand ist der sie a) überhaupt kapiert und wenn b) dazu die Voraussetzungen fehlen, fachlich personell, technisch usw.

Anderes Beispiel: Gestern erst hatte ich (welch ein Zufall) ein langes Telefonat mit der Sprecherin eines der grössten Unternehmen Deutschlands im Bereich Parksysteme.  Schlußendlich waren wir uns einig, und der Satz kam nicht von mir, dass man einer deutschen Stadtverwaltung nur ein paar wohlklingende Buzzwords zum „Fraß“ vorwerfen müsse, so wie „SmartCity“, doch niemand in der Verwaltung weiß was das auch nur annähernd tatsächlich bedeutet. So ist es nicht damit getan ein paar Sensoren auf Parkplätzen anzubringen um sofort ein smartes Park- oder sogar Verkehrssystem zu haben.

Die einst ausgelobten Newcomer von Parklab kommen auch nicht aus den Puschen bzw. versuchen gerade was in Detmold. Bei uns ist man ja anscheinend über ein paar wenige smarte Strassenlaternen bisher auch nicht hinausgekommen. Immerhin kann man an wenigen Stellen besser sehen wo das Auto steht – oder auch nicht.

Bisher ist hier alles nur gestümpertes Stückwerk und ohne jegliche ausgefeilte sinnvolle sowie umsetzbare Strategie. Masterpläne ohne Ende die aber ins Nichts führen. Geschwafel und Ankündigungen ohne tatsächliche und nachweisliche Umsetzungserfolge. Kein Wunder, dass man mir auf Fragen lieber gar nicht antwortet.

Noch nicht einmal eine simple Marketing-Strategie (DuisburgistECHT) ist bisher konsistent durchgeführt worden. Teure Rohrkrepierer wohin man guckt. Dafür aber Blumenampeln.

Wer also glaubt, dass es mit dem bisherigen Personal, das wiederum nur  Personal gleicher oder minderer Qualität zulässt, zu schaffen sei aus Duisburg einen modernen Hotspot zu machen, der möge sich bei mir melden.  Dazu vollkommen verschnarchte Ratsleute die nichtmal die Eier haben dem OB die Leviten zu geigen geschweige ihre eigene Meinung standhaft zu vertreten. Falls sie überhaupt eine Meinung haben, was bezweifelt werden darf.

Der OB, seine Mannen und seine SPD könnten auch digitale Nasenhaarschneider oder smarte Grillkohlenanzünder als die besten Lösungen für Duisburg anpreisen, der Rat würde mehrheitlich zustimmen.

Das ist schon unter demokratischen Gesichtspunkten ein Unding, aber auch in Bezug auf die Gestaltung einer Zukunftsstadt. Wirklich gute Ideen entstehen nicht aus Anpassung und Fortschreibung, sondern aus Konflikt mit dem Althergebrachten und durch Disruption.

Fazit:

Man könnte ebensogut eine Duisburg-Challenge mit den besten Marsflug-Ideen starten, OB und Beck würden sofort mitmachen.  Hauptsache sie können in die Kameras grinsen. Markus Söder und die Bavaria-One lassen grüssen.

Selbst wenn jemand eine geile Idee hätte, würde der in Duisburg anklopfen? Sicherlich nicht. Hier schafft man es ja noch nichtmal Leuten nur zuzuhören oder ihnen ein wenig behilflich zu sein. Ich weiß wovon ich spreche.

Der Spruch von Frau Kopka lautet am 7.7.2016 mir gegenüber: „Was wollen Sie denn?“

Nun, diese Einstellung ist die beste Voraussetzung für Startup-GründerInnen.

Der OB lädt sie alle ein und Frau Kopka setzt ihren Spruch ab. Mal gucken wer dann für einen Bruchteil von den 80 Riesen Preisgeld, denn immerhin sollen 100 Ideen gefunden werden, noch übrigbleibt.

Durchschnittlich 800 EURO pro Idee!? UPPS: Die ersten drei kriegen richtig fette Knete. Wobei, ganz ehrlich, was sind bei den heutigen Energiepreisen 15.000 EURO für den Sieger? Tja, für alle anderen bleibt dann also noch weniger zu verteilen.

https://www.innenhafen-portal.de/news/garage-du-die-neue-start-up-challenge-fuer-duisburg/

Nur zum Vergleich:

Bei der Planung einer Ausstellung im Lehmbruck-Museum mit Werken von Cardiff und Bures Miller, die am 26. März eröffnet werden soll, ergaben sich  Kostensteigerungen für Transporte und Handwerkerleistungen. Der Rat genehmigte deshalb Mitte Februar einstimmig „zusätzliche“ 90.000 Euro.