In Mülheim wie in Duisburg: Vernichtung von allem was die Stadt ausmacht

Es muß eine fixe Idee von Stadtoberen sein, wenn sie nur lang genug an der Spitze sind, „ihrer“ jeweiligen Stadt einen persönlichen Stempel aufzudrücken, in der prägendsten Form, so dass man sich auf jeden Fall an sie erinnert. Kluge Stadtobere (die wenigsten) würden dafür sorgen, dass es sich um gute Erinnerungen handelt.

Die anderen (in der Überzahl) für genau das Gegenteil. Und dies ist in Duisburg so wie in Mülheim der Fall. Ähnliches kann z.B. auch unser Mann für Kunst im öffentlichen Raum – Ulrich Martel – berichten. Nicht selten sind die Objekte, vor allem aber auch ihre Umgebungen, in einem erbärmlichen, meist ungepflegten Zustand.

Hier ein Text der Mülheimer Bürger-Initiativen (MBI) zum Tag des Denkmals:

Tag des offenen Denkmals – in Mülheim eher ein „Tag der Schande“

Der 11. September ist auch wegen des Versuchs der VHS-Zerstörung ein “Tag der Schande”  für Mülheim!  Er findet europaweit statt.

Die Idee stammt ursprünglich aus Frankreich, 1991 griff sie der Europarat auf: Historische Bauten und Stätten in Europa sollten einmal pro Jahr auf besondere Weise präsentiert und den Bürgern kostenlos zugänglich gemacht werden. Auch 2022 soll die Traditionsveranstaltung wieder viele Architektur- und Geschichtsliebhaber anlocken.

Eine Reihe Denkmäler kann man am Sonntag, 11. September, auch in Mülheim besichtigen. Aber eines fehlt:

Das missachtete Juwel „VHS“ in der MüGa.

Dieses Denkmal wurde überfallartig im September 2017 seiner Funktion beraubt und gammelt seither abgesperrt vor sich hin. Verwaltung und Ratsmehrheit wollen anscheinend dort keine VHS mehr. Die Vermutung liegt nahe, dass das hoch attraktive Grundstück auf Dauer für Immobilienspekulanten verkaufbar gemacht werden soll. Bis dahin lässt man mutwillig das denkmalgeschützte Gebäude verkommen, bis man es auf Dauer abreißen darf und kann.

Ein Riesenskandal, denn es war der 3. Angriff auf diese VHS in der MüGa in nur fünf Jahren!

Zur Erinnerung: Mitte 2014 sollte die VHS für eine Sparkassenakademie weichen, der Abrissantrag war gestellt und die B-Planänderung eingeleitet. Ende 2015/Anfang 2016 sollte die VHS in den Gebäudekomplex verlagert werden, der auf dem ehemaligen Kaufhofareal entstehen sollte) zusammen mit Altenwohnungen, Hotel, Muckibuden u.ä.). Beides scheiterte, doch der Abrissantrag für die VHS in der MüGa wurde bis heute nicht eingestampft, anders als die B-Plan-Änderung.

Im Februar 2017 wurde die VHS auf Grundlage des LVR-Gutachtens vom 12.9.16 endgültig in die Denkmalliste eingetragen, nachdem die Stadt Mülheim über zwei Jahre lang alles versucht hatte, die Unterschutzstellung zu verzögern und zu verhindern. Das LVR-Gutachten ist nachlesbar auch unter http://www.mbi-mh.de/wp-content/uploads/2017/11/LVR-Gutachten-zu-Denkmal-VHS.pdf

Dann keimte Hoffnung auf für das einzigartige VHS-Denkmal in der MüGa, denn gegen alle erbitterten Widerstände und Winkelzüge von Verwaltung und Ratsmehrheit konnte die BI „Erhalt unserer VHS in der MüGa“ gerichtlich einen Bürgerentscheid durchsetzen. Dabei konnten die Bürger am 6.10.19 entscheiden, ob mit der VHS auch noch dieser einstige Aktivposten im städtischen Leben bis zur Unkenntlichkeit reduziert und zerstört wird oder ob die Stadt die Wiedernutzung bewerkstelligen muss! Die überwältigende Mehrheit der Bürger stimmte für die Wiedernutzung der VHS in dem denkmalgeschützten Gebäude als wichtiger Bestandteil des Kulturensembles rund um die MüGa.

Doch dann geschah das Ungeheuerliche: Verwaltung und Ratsmehrheit blockierten seither  alles, um den Bürgerentscheid umzusetzen. So gammelt das verrammelte Denkmal 2022 bereits 5 Jahre vor sich hin. Eine Schande und ein Tiefschlag gegen die Demokratie!

Zusatzerinnerung unabhängig von der VHS:

Etliche wichtige Denkmäler der Stadt Mülheim wurden in der Ära Mühlenfeld entweder zerstört oder der Öffentlichkeit entzogen wie das Gartendenkmal der Ostruhranlagen inkl. der 17 Naturdenkmäler für Ruhrbanania, die Jugendherberge für Luxus-Eigentumswohnungen, Thyssenvilla, Streithof und ex-evangelische Akademie im Uhlenhorst, Fachwerkhäuser an Auer- und Löhstr., Troost`sche Weberei für Luxuswohnungen usw. Die Respektlosigkeit gegenüber der Geschichte hat starke Züge von Kulturbanausentums.

Daran ändert auch wenig, dass beim Tag des offenen Denkmals am 11. September in Mülheim Denkmäler wie Alte Dreherei, Schloß Broich, Tersteegenhauss, Kloster Saarn, Kirchen etc., die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, ihre Türen für Besucher öffnen – natürlich nicht die verrammelte VHS! (Ende des MBI-Textes)

 

Schlußbemerkung von DUISTOP:

Auch eine Petitionseinreichung beim NRW-Landtag bzgl. der Mülheimer VHS brachte keine Fortschritte. Eher noch musste man feststellen wie auch auf den Ausschuss einseitig (von der Gegenseite) Einfluss genommen wurde.