50 Jahre Thyssen-Hochofen: Nach dem Jubel kommt nun die Kritik

Gestern hatte ich eine Pressemitteilung von ThyssenKrupp Steel aufgegriffen und über ein Jubiläum berichtet. Dabei geht es um den Hochofen „Schwelgern I“ der 50 Jahre alt wurde und solange weiter betrieben wird bis eine geplante Direktreduktionsanlage im Rahmen der Transformation zur klimaneutralen Stahlherstellung ihn endgültig ablösen soll.

http://www.viewww.de/123/duistop-forum/2023/02/06/50-jahre-hochofen-schwelgern-1-der-schwarze-riese-feiert-geburtstag/

Was in dem Jubeltext nicht zur Sprache kommt waren die Folgen des Hochofens für die BewohnerInnen in Duisburg, vor allem in unmittelbarer Nähe in Hamborn.

Rund 5.000 Menschen waren sozusagen direkt davon betroffen, dass fortan nicht nur Schmutz, Gestank sondern auch Lärm ihr Leben nachhaltig beieinträchtigte.

In einem Artikel in der ZEIT vom 30. März 1973 wird dies ausführlich beschrieben.

Obwohl damals in der Nacht ein Lautstärkepegel bis maximal 35 Dezibel als zulässig galt, wurden in der Wohnnähe zum Hochofen 65 Dezibel gemessen.

Das Unternehmen verplichtete sich dann in einem juristischen Vergleich den man letztlich Einigung nannte, den Lärm innerhalb vor ein paar Monaten auf 55 Dezibel zu reduzieren.

Auf seitens der klagenden AnwohnerInnen war übrigens Rainer Enzweiler als Anwalt im Einsatz.

Das zuständige Aufsichtsamt gab in Duisburg zu etlichen Spekulationen Anlaß. Der damalige Regierungspräsident Hans-Otto Bäumer ( SPD ), in  Personalunion zugleich Chef der Gewerbeaufsicht und Mitglied des Thyssen-Aufsichtsrates, wurde in einem Antrag auf dem SPD-Bezirksparteitag Niederrhein aufgefordert, sein AR-Mandat niederzulegen, doch der Antrag fand keine Mehrheit.

Äusserst umstritten war auch das Verhalten der damaligen Stadtregierung, ebenfalls SPD, die Thyssen ebenso in Schutz nahm wie die Gewerkschaften. Hauptargument war jeweils der Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen – es war die Rede von 20.000 bis 30.000 Jobs.

In Folge von Schmutz, Gestank und Lärm verliessen seit Anfang der 60er Jahre geschätzt bis zu 80.000 DuisburgerInnen den Stadtteil bzw. die Stadt, dafür kamen rund 40.000 Gastarbeiter (Stand: Mitte der 70er Jahre).