Hendrik Wüst: Wovon spricht der Mann? Wandel, wo, wann, wie, …?

Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, bietet sich traditionell für die Politik die Gelegenheit sich bei den Arbeitnehmenden einzuschleimen. Diese Gelegenheit hat wohl auch MP Wüst ausgiebig in Duisburg genutzt, wenn man einer dpa-Meldung in der Süddeutschen glauben kann.

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/arbeit-duisburg-wuest-land-laesst-beschaeftigte-in-der-industrie-nicht-allein-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230501-99-516970

So habe er sich sogar, hörthört, einem Marsch durch Duisburgs Norden in voller Länge angeschlossen. Was der DGB sogar ausdrücklich würdigte.

Meine Fresse, hat er sich danach auch ’ne fette Pommes-Rot-Weiß-Bockwurst reingezogen um seine Solidarität mit den Arbeitenden endgültig und eindeutig unter Beweis zu stellen?

DGB-Chefin Fahimi klingt da schon ganz anders: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/arbeit-duisburg-fahimi-harte-auseinandersetzungen-um-arbeitnehmerrechte-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230501-99-517261

Nun aber zu meiner Frage in der Überschrift. Tja, MP Wüst hat sich wie gewohnt dazu hinreissen lassen die Arbeitenden über alle Maßen zu loben und -jetzt kommt’s- diesmal in bezug auf ihre Fähigkeit zum Wandel im Ruhrgebiet.

Hä, welchen Wandel meint der Mann? Von einem Strukturwandel vor allem in der Wirtschaft sind wir nachwievor so weit entfernt wie ehemals. Weshalb auch immer noch richtig viel Steuergeld in alte Industrien wie die Stahlbranche gesteckt werden. NRW-seitig aktuell rund 700 Mio. EURO an ThyssenKrupp Steel (was Wüst explizit erwähnte), anstatt sich endlich mal mit den wirklich wertschöpfenden Industrien dieser Welt zu beschäftigen, wie HighTech à la IT, KI, BioTech usw.

Gut, es sollen die Gelder immerhin in grüne neue Technologien gesteckt werden um die Stahlherstellung zu transformieren, doch meines Erachtens, ich habe es bereits mehrfach geschrieben, besser nicht in Duisburg, weil dieser Standort m.E. für Wasserstoff nicht taugt. Zudem will der ThyssenKrupp Konzern seine Stahl-Tochter auch noch verkaufen. Und wie viele Stahl-Arbeitsplätze tatsächlich übrigbleiben ist noch lange nicht ausgekaspert – ich schätze maximal 20 Prozent.

Ausserem haben wir extrem viele weitere wichtige Baustellen die dringend Geld benötigen und die uns mittelfristig richtig-wichtig sein dürften, nämlich z.B. im Bildungs- und im Ausbildungsbereich. Die Zahl der SchulabgängerInnen ohne Abschluß ist exorbitant hoch, die Zahl der Menschen ohne Berufssabschluß ist exorbitant hoch und die Zahl der ausbildenden Betriebe ist exorbitant niedrig.

Wer soll all die vielen und hohen Renten und Pensionen für die Babyboomer aus den 60ern spätestens ab 2025 bezahlen?

Und wenn sich Wüst wirklich so sicher ist, dass es im Ruhrgebiet echt voran und aufwärts geht, ebenso wie mit dem gesamten Land NRW, dann hatte er just im April auf www.zukunftsland.nrw die Gelegenheit dies umfänglich darzulegen. Wie mir das Redaktionsteam von ZUKUNFTSLAND.NRW gerade mitteilte sind jedoch von allen im Landesparlament sitzenden Abgeordneten (inkl. Wüst) nur zwei(!!!) in der Lage oder willens gewesen auf die Frage „Warum ist NRW ein Zukunftsland?“ zu antworten. Wüst ist nicht dabei.

Diese zwei Antworten werden übrigens i.L.d. Mai online gestellt.

Redaktionsschluß für die Antworten war übrigens gestern. Demnächst werden die Kommunen befragt und danach die Unternehmen. Letztere werden sich schon besonders freuen, wenn sie mal darüber nachdenken wie die Politik NRW einschätzt und was dies mit der Suche nach Fachkräften zu tun hat.

Hinweis:

Dieser Artikel ist vorerst letztmalig noch so verfasst wie es bisher üblich war. Ab morgen wird sich der Stil ein wenig ändern. Dann werden zuerst die uns bekannten Fakten geschildert und danach der Kommentar bzw. die Meinung dazu verfasst. Dies gilt nicht für Fremdbeiträge.