Die CDU Deutschland hat mit ihrem kürzlich veröffentlichten neuen Grundsatzprogramm auch einen recht alten Begriff wieder belebt:
Leitkultur
Darüber gab es seitdem schon mehrere auch bundesweit öffentlich geführte Diskurse. Was ist darunter zu verstehen? Ist das eine Anbiederung an Begriffe die die AfD regelmässig benutzt? Was bedeutet Leitkultur überhaupt?
Ich sehe es so: Kultur kann man nicht verordnen. Kultur entwickelt sich ständig. Und Leitkultur würde ja bedeuten, dass sich alle einheitlich unter einer oder mehreren feststehenden kulturellen Prämissen „versammeln“ müssen bzw. sich daran halten müssen. Das würden ja nicht mal die CDUler selbst einheitlich hinkriegen. Wie steht es z.B. um ihre demokratische Kultur, die sie sich eigentlich ja nicht mal verordnen müssten? Ziemlich schlecht, guckt man auf ihr gesamtes politisches Gehabe und hört ihr Gefasel. Letztlich geht es nur um sie selbst und ihr persönliches Fortkommen. Ich erinnere in Bezug auf Duisburg nur mal an die LoPa und alles was nach dem Unglück kam. Hat sich irgendein CDU-Leitkultur-Laberfaselfritze mal hingestellt und auch nur halbwegs Rückgrat und Anstand bewiesen? Nein!
Für ein zweites Beispiel weiten wir das Feld aus und werden etwas aktueller. Ist angesichts der nachwievor vielen sexuellen Missbrauchsfälle, nun auch massiv in der evangelischen Kirche, die CDU als christliche Partei („C“ steht wohl nicht für chaotisch) hingegangen und hat mal soviel eigene Leitkultur an den Tag gelegt wie angesichts dieser Umstände vonnöten wäre? Hat sie den miesen Typen mit Kreuz mal die Leviten gelesen? Nein.
Ganz ehrlich, steckt Euch Eure Leitkultur tief sonstwo hin.
Eine Partei bzw. ihre Mitglieder die den Begriff Leitkultur nur formulieren aber selbst nicht annähernd selbst vorleben, was man der Einfachheit auch nur Anstand oder Vorbildlichkeit nennen könnte, haben weder verinnerlicht noch kapiert um was es tatsächlich geht und auf was es in einer Demokratie bzw. in einer demokratischen Gesellschaft ankommt. Eine Leitkultur wie die nun propagierte ist genau das Gegenteil von Vielfalt und damit ist vor allem auch die Vielfalt von Meinungen gemeint.
Alles was nötig ist, ist sich ohne „wenn und aber“ an gemeinsam und demokratisch vereinbarte Gesetze und Regeln zu halten, diese sollte man anerkennen und durchsetzen, egal ob man Deutsche(r) ist oder sich aus welchen Gründen auch immer in Deutschland aufhält. Dies nennt man Pflicht.
Kultur ist ein Recht, welches man im Rahmen der Gesetze und Regeln gemeinsam und/oder individuell ausleben kann und soll.
Gesetze und Regeln sowie Kultur bzw. kulturelle Entwicklungen bedingen allerdings einander. So ganz ist beides nicht voneinander zu trennen. Kulturelle Entwicklungen führen natürlich zu Gesetzen und Regeln sind aber ihrer Natur nach nicht festgeschrieben und für alle verbindlich. Bei einem Kunstwerk kann ich mich relativ frei entfalten, im Strassenverkehr in einem Auto eher weniger. Gemeint sind in bezug auf Kultur daher alle Dinge die geistige, künstlerische, gestaltende Leistungen, die Ess- und Trinkkultur, den Glauben, die Bildung, aber auch technische Entwicklungen (u.a. KI) betreffen.
In puncto Gesetze und Regeln habe ich inzwischen aber erhebliche Zweifel ob diese wirklich noch demokratisch und gemeinschaftlich ausgehandelt werden, angesichts des überbordenden Lobbyismus und der Teilnahme von hohen Bundesbeamten und -richtern an Events z.B. für Superreiche.
Die CDU-Leitkultur wird wohl diese Lobby-Vorgänge eher nicht zu unerwünschten Auswüchsen erklären.
Die dort in Berlin und die hier in Duisburg
In Marxloh gab es aktuell eine Diskussion mit CDUlern die angeblich selbst nicht viel von dem Begriff ihrer Parteispitze in Berlin halten. So wie viele CDUler vor Ort auch sagen, dass eine totale Abgrenzung von der AfD oder auch der Linkspartei auf der kommunalen Ebene nicht immer möglich ist. Unabhängig davon wie es sich die Parteizentrale in Berlin vorstellt.
An der Veranstaltung in Marxloh ist zudem interessant, dass sich dort auch Deniz Güner, der sich auf DUISTOP mal von seiner schlechtesten politischen Seite präsentiert hatte, kritisch in Bezug auf den Begriff „Leitkultur“ äusserte.
https://twitter.com/polenz_r/status/1751239318486532256
Gerade er machte bisher auf mich eher den Eindruck von solchen Begriffen und Aussagen im Zusammenhang mit der Zuwanderung besonders viel zu halten sowie sogar noch etwas an Schärfe draufzulegen.
Wie z.B. im April 2022:
„Duisburg ist nicht das Sozialamt Europas!“
Wahrscheinlich ist es so, dass Güner ziemlich anpassungsfähig ist. Je nachdem wer vor ihm sitzt kann er seine Agenda geschmeidig anpassen. Im Grunde ist er allerdings einer der besten Vertreter der Spezies die man besser politisch nirgends und nie gewähren lässt. Womit er in dem Club natürlich nicht alleine ist.
Fazit:
Ich persönlich verorte den Begriff „Leitkultur“ übrigens am ehesten bei den NAZIS im Dritten Reich, die es gut fanden, wenn die Menschen sich kulturell mit allem beschäftigten was man ihnen als „besonders deutsch und vaterländisch“ empfahl und andiente.
Übrigens: Ein Synonym von „leiten“ ist „führen“. Führkultur?!
Mein Tipp zum Schluß:
Googeln Sie mal „kultureller Rassismus„!
„Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch.“ Theodor W. Adorno