Schnelle Antwort vom Caritas-Dachverband auf Transparenz-Fragen

Am Wochenende hatte ich den beiden grossen Verbänden Caritas und Diakonie jeweils erneut Fragen zum Transparenz-Verhalten gestellt. So haben beide gemeinsam einen Leitfaden entwickelt der aber vor Ort bei den entsprechenden „Ablegern“ (Caritas: rund 6.200 bundesweit) nicht unbedingt gelebt und eingehalten wird. Sie machen teils enorme Umsätze von 30, 60 oder auch 100 Millionen EURO p.a.

Der Fall Rogg/wfbm dürfte in diesem Zusammenhang vielen in Duisburg noch gut in Erinnerung sein. Er ist auch noch nicht abgeschlossen. Ich berichtete kürzlich darüber.

Nun hat heute Morgen die Caritas prompt reagiert. Nicht das erste Mal und ev. kommt Bewegung in die Sache. Hier nochmals meine Anfrage, weiter unten die ausführliche Antwort.

Guten Tag Herr Bangert,

in Bezug auf die Transparenzstandards der Caritas und Diakonie (https://www.diakonie.de/fileadmin/user_upload/Diakonie/PDFs/Ueber_Uns_PDF/Transparenzstandards_Caritas_und_Diakonie_Januar_2019.pdf)

wende ich mich erneut an Sie, da ich zum wiederhiolten Male feststellen muß, dass In Duisburg beide Organisationen von Diakonie und Caritas sich an die Transparenzvorgaben nicht halten.

So werden mir nachwievor auf Anfrage Angaben verweigert zu:

jährliche Vergütungen und sonstige Leistungen für die Geschäftsführungen

Liste der Zuwendungen von Organsationen und Institutionen (zB von Kommune und Land etc.)

Liste der Zuwendungen von Personen

Liste über die Anzahl der Beschäftigten, Honorarkräfte, Leihpersonal, Ehrenamtlichen

Ich möchte Sie nochmals bitte mir mitzuteilen warum Diakonie und Caritas in Duisburg sich so verhalten indem Sie dort Rücksprache halten.

Ausserdem habe ich erneut Stichproben bundesweit gemacht und festgestellt, dass insbesondere die Vergütungen der Geschäftsführungen nachwievor nirgends in den Bilanzen (Bundesanzeiger) auftauchen und also verschwiegen werden.

Frage: Wirken Sie zentral nicht auf die Ortsableger hin sich an die Transparenzrichtlinien zu halten?

Frage: Welchen Wert haben die Richtlinien wenn sich niemand daran hält?

Bitte geben Sie mir ein Orts-Beispiel je von Diakonie und Carita das alle Vorgaben einhält.

Danke.

Mit freundlichem Gruß

DUISTOP

Stadtmagazin

 

Und hier die Antwort von Herr Bangert:

Sehr geehrter Schulze,

vielen Dank für Ihre Anfrage in Sachen Transparenz.

Grundsätzlich ist es so, dass unsere Transparenzstandards eine Orientierungshilfe für das Handeln der Träger vor Ort darstellen. Transparenz muss von diesen gemäß der dort vorliegenden Rahmenbedingungen und Anforderungen gestaltet werden. Die Veröffentlichung von Geschäftsführungs- und Vorstandsbezügen ist bisher kein Element unserer Transparenzstandards. Gleichwohl wirken wir auch hier auf mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit hin. So haben wir im Jahr 2018 in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung contec eine Studie zur Vergütung von Geschäftsführungen und Vorständen in der Caritas erstellt. Auch diese soll unseren Entscheidungsträgern vor Ort (vor allem in den Aufsichtsgremien der Caritas) eine Orientierung für eine marktgerechte aber gleichzeitig auch sozialethischen Kriterien entsprechende Vergütung geben. Mit Hilfe der laufenden Vergütungserhebungen der contec lassen sich die Vergütungswerte dynamisieren, wir planen aber auch wieder eine eigene Befragung in absehbarer Zeit zu machen.

Bei den unten von Ihnen erwähnten Listen für Zuwendungsgeber (Institution und Personen) beschränkt sich diese Anforderung auf große Zuwendungsgeber (mehr als 10 % der Gesamteinnahmen) und für Großspenden von Privatpersonen gilt die folgende Regelung (analog der Regelung der Initiative Transparente Zivilgesellschaft von Transparency International Deutschland), siehe Initiative Transparente Zivilgesellschaft | Transparency International Deutschland e.V.):

„Dabei ist entweder (1) der Vor- und Nachname der Person anzugeben (aus datenschutzrechtlichen Gründen selbstverständlich nur, wenn die explizite Einwilligung vorliegt) oder aber (2) die Höhe der Zuwendung in Euro oder in Prozent des Umsatzes der Organisation: …  (Anmerkung: Es folgen Beispiele die aber nicht von Bedeutung sind.)

Für die Umsetzung der Transparenzstandards nutzen wir Informationsveranstaltungen und Veröffentlichungen in unseren verbandlichen Medien, sowie geeignete verbandliche Plattformen. Seit 2010 sind wir dran die Umsetzung in einem föderalen Verband zu befördern. Unter dem Dach der Caritas sind circa 6.200 selbstständige Rechtsträger in ganz unterschiedlichen Feldern der sozialen Arbeit tätig. Die Bewusstseinsbildung und die konkrete Umsetzung haben an Fahrt gewonnen. Mit unserer Trägerstrukturbefragung, die wir alle 2 bis 3 Jahre durchführen, versuchen wir die Umsetzung im Bereich Transparenz aber auch Corporate Governance insgesamt zu monitoren.

Sie fragen nach konkreten Beispielen. Hier sind einige:

Die Caritas im Tauberkreis: Transparenz (caritas-tbb.de)
Caritas Koblenz: Transparenzbericht 2020 (caritas-koblenz.de)
Caritasverband der Diözese Berlin: Initiative Transparente Zivilgesellschaft (caritas-berlin.de)
Caritas Rheine: Transparenzbericht Caritasverband Rheine e. V. (caritas-rheine.de)
Caritas Nürnberger Land: Transparenz (caritas-nuernberger-land.de)

Mit Frau Larissa Braunöhler, die beim CV Duisburg für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist, habe ich vorhin telefoniert. Für Fragen zur Transparenz des CV Duisburg und dem, was hier geplant ist, steht sie gerne bereit.

Auch auf mich können Sie gerne zukommen.

Viele Grüße aus Freiburg

Dr. Christopher Bangert

Leiter Referat Sozialwirtschaft, strategische Personalpolitik
und Fördermittelmanagement

Deutscher Caritasverband e. V.