Gewerbeflächenbedarf: IHK schreit um Hilfe – total von gestern

Mit dem Satz „Nur noch 40 Fußballfelder: Flächen werden knapp“ warnt derzeit die IHK Niederrhein vor dem Gewerbeflächenmangel in Duisburg.

https://www.ihk-niederrhein.de/topnavigation/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen2022/nur-noch-40-fussballfelder-flaechen-werden-knapp-5403062

Und stützt sich dabei auf das Flächenmonitoring der Business Metropole Ruhr (BMR).

https://www.business.ruhr/fileadmin/user_upload/Bilder/Projekte/GFM/bmr_gfm_bericht_081221.pdf

Soweit ich es überblickt habe, hat die IHK die korrekten Zahlen aus dem Monitoring der BMR benutzt und kommt zu dem Schluß (Zitat):

Das aktuelle Flächenmonitoring der Business Metropole Ruhr (BMR) zeigt, dass im Duisburger Stadtgebiet nur noch rund 30 Hektar, das entspricht etwa 40 Fußballfeldern, für Ansiedlungen und Erweiterungen von Unternehmen zur Verfügung stehen. Das ist weniger als 2021 vermarktet wurden. Folglich hat Duisburg hat keine Reserven mehr. Man müsste also bald ein Schild  mit der Aufschrift „AUSVERKAUFT“ an allen Stadtzufahrten anbringen.

Was aber eigentlich gar nicht schlecht wäre, weil es ja auch ein Zeichen für die Begehrlichkeit Duisburgs sein könnte. Die IHK-Typen denken jedoch nicht so.

Sie denken auch nicht soweit, sich mal über die Zahlen und Daten an sich Gedanken zu machen und sie vllt. in Frage zu stellen. Denn wie kommt man denn eigentlich zu den  Berechnungen über den künftigen Flächenbedarf?

Nun das passiert meist noch wie annodazumal. Prinzipiell geht man davon aus sich eine gleichbleibende oder sogar ansteigende Arbeitsplatzzahl  in seinen feuchten Träumen auszumalen. Ist ja auch wahltechnisch äusserst begehrt.

Frühere 10.000 Kumpels unter Tage sind heute oder morgen, ohne den Kohleabbau, 10.000 oder mehr Leute über Tage. 1.000 Meter hohe Gebäude gehen nicht, also geht man in die Breite um die Leute unterzubringen. Fertig ist der gestiegene Flächenbedarf.

Hier mal theoretisch eine der beliebten Methoden – die Bedarfsberechnung nach der Handlungsspielraummethode:

1. Ø-Inanspruchnahme der letzten 10 Jahre
2. Sondersituation klären
Datenqualität prüfen
„Ausreißer-Jahre“?
3. Planungszeitraum ansetzen (z.B. FNP 15 Jahre, Regionalplan-
fortschreibung 20 Jahre)
4. Brachflächenabzug (25 %)
= Handlungsspielraum
Berechnung neuer Flächenbedarf:
Bedarf = Handlungsspielraum – Gewerbeflächenpotenzial (Reserven)

Verstanden? Nee, macht nichts, ist eh Quatsch mit Soße, da in Zukunft weder alte Arbeitsplatzzahlen noch alte Zahlen über Inanspruchnahmen eine Rolle spielen dürften.

Was passiert, wenn gar nicht mehr so viele Leute gebraucht werden, wenn also die Arbeitsplatzzahl sinkt? Z.B. aufgrund der Digitalisierung.

Oder was ist, wenn immer mehr Leute von zu Hause aus arbeiten und sich work space teilen?

Wie werden notwendige Klimaschutzmaßnahmen wie z.B. eine wesentlich geringere Bodenversiegelungsquote berücksichtigt?

Fazit:

Man kann nicht mehr die Vergangenheit und Gegenwart einfach in die Zukunft hochrechnen.

Die Branchen in denen wir künftig Wachstum haben werden und die gleichzeitig Steuern einbringen sind folgende:

körpernahe Services vor allem in der Gesundheitsbranche

Bildung, Schulung, Training, Beratung durch FachspezialistenInnen

IT- und KI-Services, Digitalisierung

alle Tätigkeiten bei denen sich ein Roboter finanziell nicht lohnt, z.B. im Handwerk vor Ort bei der Kundschaft

In all diesen Bereichen ist der Flächenbedarf eher gering.

Alle Bereiche die eine Zukunft haben, aber keine Arbeitsplätze mehr schaffen, brauchen überproportional viel Fläche. Z.B. die Logistik.

Schlußfrage: Was wollen wir, vor allem in was für einer Stadt wollen wir leben?