Kaum gibt’s ’ne Million kriegen manche feuchte Träume

Gestern wurde bekannntgegeben, dass in einem ersten Schritt eine Million EURO nach Duisburg „wandert“ um ein Projektbüro für neue Ideen zu finanzieren. Ich berichtete. Anlaß ist der Kohleausstieg in Duisburg, was zu Kompensationszahlungen auch hier führt. Ähnlich wie in Gebieten in der Lausitz.

Nun prescht Gebag-Boss Wortmeyer bereits vor und bringt eine Seilbahn ins Spiel. Ich sag‘ nur: Seilbahnstadt Duisburg

Die RP übertitelt den aktuellen Artikel von heute dazu mit schwärmerischen Worten wie „erste urbahne Seilbahn in Deutschland“ (Schreibfehler oder Wortspiel?).

Nun, die erste urbane Seilbahn wäre es nicht, so gibt es z.B. eine in Koblenz, Köln, Berlin, …

https://www.seilbahnen.de/seilbahnsuche/

Das Ministerium für Digitales und Verkehr ist bereits auch schon auf den Seilbahnzug aufgesprungen.

https://www.bmvi.de/DE/Themen/Mobilitaet/OEPNV/Urbane-Seilbahnen/urbane-seilbahnen.html

Aktuelle Machbarkeitsstudien zu zwei Seilbahnprojekten in München klingen aber nicht ganz so supereuphorisch. Sinnvoll sind Seilbahnen vor allem wenn Hindernisse wie Bahnschienen, Autobahnen oder Flüsse zu überqueren sind.

Untersucht wurde z.B. eine ca. 11 km lange Strecke entlang des Frankfurter Rings zwischen den S-Bahnhöfen Fasanerie und Unterföhring mit insgesamt  neuen Stationen. Die Kosten würden bei ca. 433 Mio. EURO liegen, das Potenzial bei 23.000 Fahrgästen/Tag, die Fahrzeit betrüge rund 30 Minuten. Das Fahrgastpotenzial liegt lediglich 3.000 Beförderungsfälle pro Tag höher als beim Expressbus, der jedoch nur Investitionskosten von 19 Mio. EURO verursacht. Zudem braucht die Seilbahn den Raum von Fahrspuren für die Stationen. Hierzu wird empohlen das Projekt nicht weiter zu verfolgen.

Anders ist es angeblich bei einer Seilbahn vom U-Bahnhof Studentenstadt zum S-Bahnhof Unterföhring (3,7 km, drei Stationen, 10 Minuten Fahrzeit). Das Potenzial liegt bei knapp 3.000 Fahrgästen pro Tag, die Kosten bei 190 Mio. EURO. Hier lohnt die Einführung wegen der Überquerung der Isar und des Englischen Gartens. Alternativen gibt es nicht.

So wie ich Wortmeyer und Co. einschätze schwelgt man in Duisburg aber lieber in Wunschträumen die mit der Realität und mit Kostenbewusstsein wenig zu tun haben. Vor allem lässt man viele Dinge wie Nachfolgekosten etc. ausser Acht, überlässt den Bau der Trasse einer Firma die schlampig arbeitet oder man lässt Inspektionstermine verstreichen und hat wie beim MSV-Stadion fette Sanierungskosten an der Backe.

Auf jeden Fall gründet man eine Seilbahngesellschaft die einen verdienten SPD-Funktionslosen an der Spitze haben wird.

Und vor allem müssen wir aufpassen, dass das Geld (die erste Million und weitere) nicht für BeraterInnen draufgeht, nicht für GutachterInnen, nicht für 3D-SimuliererInnen und nicht für Projektideen die eh bereits geplant waren. Eine Anfrage habe ich deshalb gestern  an den zuständigen NRW-Staatssekretär gestellt, er hatte die Förderzusage übermittelt.

Also meine ersten zwei Ideen lauten wie folgt:

Anschaffung von Fesselballons die dann in allen Stadtteilen rund um die Uhr  jeweils stündlich aufsteigen. Natürlich ist es dann Glücksache wo man landet.

Und dann natürlich für die Stadtspitze und Co. eine top-ausgestattete Interkontinentalrakete, ausreichend Champus und Kaviar an Bord, mit diesem Ziel:

https://www.google.com/maps/place/Pj%C3%B6ngjang,+Nordkorea/@39.0292506,125.6720721,12z