Boing: Der nächste Ranking-Tiefschlag ins Kontor der Werbeparolen

Ich hatte gestern erst darüber berichtet, dass der Berlin-Brandenburgische Verbraucherschutzverein mittels google-Bewertungen von 40 Großstädten  feststellen konnte wie schlecht Duisburg im Behördenranking wegkommt (vorletzter Platz). Heute wird bekannt, dass es auch bzgl. des Durchschnittseinkommens nur eine vorletzte Ranking-Platzierung gibt.

Diesmal allerdings im Vergleich von 401 Städten. Nur Gelsenkirchen schneidet noch schlechter ab. An der Spitze Heilbronn. Herausgekommen ist, dass in Duisburg durchschnittlich 17.700 EURO im Jahr an Einkommen pro Person zur Verfügung steht, in Gelsenkirchen nochmals 700 EURO weniger und in Heilbronn knapp über 42.200 EURO.

Durchgeführt hat die Studie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die Zahlen sind von 2019.

https://www.wsi.de/de/index.htm

https://www.wsi.de/de/einkommen-14582-einkommen-im-regionalen-vergleich-40420.htm

Das deckt sich zwar mit dem Eindruck den man gewinnt wenn man nüchtern den Zustand der Stadt analysiert, aber Link & Co. erzählen uns immer was ganz anderes.

Vllt. sollten Verantwortliche wie er und auch all die derzeitigen LandtagskandidatenInnen sich mal dransetzen und sich den tatsächlichen Gegebenheiten stellen, dieses Negativ-Ranking wird (wie andere) von ihnen ja auch niemals kommentiert und mit sinnvollen Lösungsideen angereichert.

Stattdessen lesen wir z.Z. laufend (die ganze übliche Presseklaviatur von WAZ bis RP rauf und runter) wie toll doch 6-Seen-Wedau wird. Tja, auch diesbzgl. wird es spannend, wenn man sich die derzeitigen Zinssteigerungen bei Krediten und Hypotheken anschaut, sowie die Preissteigerungen im Baubereich. Bei den Zahlen aus dem obigen Ranking können sich tatsächlich nur noch Menschen aus Städten mit höheren Einkommen die Neubauten dort leisten.

Nur wer bitte schön will nach Duisburg? In das „Sozialamt Europas“ wie es kürzlich der CDU-Landtagskandidat Deniz Güner so blamabel wie nur möglich, angelehnt an ehemalige Slogans von AfD und NPD, auf Facebook formulierte. Ich berichtete bereits.

Richtig, ich vergaß, er meinte ja nur den Norden. Womit dann gleich auch die Spaltung der Stadt nochmals deutlicher betrieben wird als eh schon.

Wenn man dann noch regelmässig die ersten Duisburg-News-Meldungen auf google liest dann kommt man schon ins Grübeln, vor allem wenn man überlegt hier hin zu ziehen.

Kiosk überfallen – wahlweise Tankstelle/Tankstellenshop

Gaststätten-Ehepaar gefesselt

Männer mit Machete bedroht

Discounter ausgeraubt

Mädchen verfolgt

Polizistin mehrfach in den Bauch getreten

und als Sahnehäubchen (Achtung: Sarkasmus):  Grundschule angezündet

Na gut, das ist halt so in einer Großstadt, kann sein, aber unsere üblichen Verdächtigen in puncto Nichtstun wie DuisburgKontor und DBI beschäftigen sich z.Z. ja lieber dauerhaft mit Wasserstoff. Das Image der Stadt geht derweil weiter den Bach ab. Allein schon daran, dass Lehrkräfte hier nicht hinwollen,  kann man erkennen wie es um die Stadt steht, alles andere ist nur billiger Farbüberstrich.

Wer bitteschön interessiert sich tatsächlich dafür, dass Duisburg Wasserstoff-Stadt ist oder China-Stadt? Das bedeutet ja auch lediglich, dass hier ein paar wenige das grosse Geld machen, z.B. auch mittels Förderzuschüssen, das ist es dann aber auch. In Bezug auf China kann es aber auch sein, dass man die Stadt den Chinesen bzw. chinesischen Firmen ev. ausliefert. Die haben sich quasi auf sowas wie Duisburg -in dem desolaten Zustand- spezialisiert.

Ich empfehle mal diesen Artikel in dem auch viel zu Jobs und Einkommen zu erfahren ist:

https://www.boeckler.de/de/magazin-mitbestimmung-2744-die-brache-lebt-10819.htm

Und jetzt bitte mal darüber nachdenken was alles versäumt wurde in den letzten 20 Jahren und was noch kommen könnte wenn die Digitalisierung voll durchschlägt. Dann ist es nicht mit einer bescheuerten DVV-MeinDuisburg-APP erledigt und ein wenig Smart-City-Duisburg-Folklore, woran sich im Zweifel auch nur wieder wenige gesundstossen.

Nachtrag vom 14. April 2022:

Hinweise aus der Leserschaft, dass das städtische BIP im Vergleich zum Einkommen dagegen in Duisburg hoch sei, konnte ich nicht verifizieren.

Bei einer Nachrecherche habe ich allerdings in einer NRW-Statistik andere Zahlen gefunden was das Einkommen angeht.

Seite 34: https://www.it.nrw/sites/default/files/atoms/files/44_17.pdf

In den Tabellen dort wird links angegeben was in Duisburg 2014 an Einkommen zur Verfügung stand, nämlich durchschnittlich rund 16.700 EURO. In der rechten Tabelle die Zahlen der Veränderungen bis 2000. Es wird angegeben, dass sich das Einkommen um rund 24 Prozent nach oben verändert hat. Das wären mehr als die 17.700 EURO die das Ranking des WSI (s.o.) ausweist.