Fragen an Frank Oberpichler – PR-Chef, Musiker, Podcaster, …

Frank Oberpichler (55) ist PR-Agenturchef in Duisburg (Durian PR), veranstaltet u.a.  Gesundheitsmessen, ist Mitglied bei Wirtschaft für Duisburg, hat ’nen „echten“ Plattenladen, betreibt einen Podcast (www.ruhrpodcast.de) und ist Musiker. Privat lebt er in Mülheim.

Frank hat mit mir bereits zwei Podcasts aufgenommen, in einem ging es um meine Ansichten zu den Zuständen in Duisburg.

https://ruhrpodcast.de/2021/09/15/ruhrpodcast-eine-zensur-findet-statt/

Jetzt habe ich mit ihm ein Interview gemacht. Hier meine Fragen und seine Antworten:

Frage 1:

Hallo Frank, vielen Dank für Deine Bereitschaft zu diesem Interview. Du bist neben Deiner Tätigkeit als PR-Berater mit einer eigenen Agentur in der Altstadt vor geraumer Zeit auch in den Einzelhandel „eingestiegen“ und verkaufst die guten alten Schallplatten. Wie kam es dazu und wie läuft der „Laden“?

Antwort 1:

Danke, dass dich meine Antworten interessieren. Der Plattenladen 33 1/3 ist seit den 80er Jahren eine feste Institution in Duisburg-Duissern. Ich war bereits als Schüler Kunde dort und kenne den Laden praktisch seit seiner Gründung. Wie du weißt, bin ich auch noch als Musiker und Autor tätig und habe somit über die Jahre eine besondere Bindung zu diesem „Shop“ aufbauen können. Mike Voigt, der vorherige Besitzer des Ladens, hat meine eigenen Schallplatten und CDs, die ich über die Jahre herausgebracht habe immer genau so im Laden präsentiert wie solche der internationalen Stars. Meine Bücher hat er auch im Laden angeboten, Konzertplakate und Flugzettel von Konzerten mit meiner Beteiligung hingen an der Wand oder lagen aus. Das verbindet.
Irgendwann vor drei, vier Jahren hörte ich, wie Mike zu einem Kunden sagte: „Ich weiß ja gar nicht, ob ich den Laden dann noch mache.“ Daraufhin sagte ich: „Wenn du in Rente gehst, mache ich weiter.“ Ja, ja, ha, ha, so, so. Zunächst ein Joke, der aber immer wieder zur Sprache kam und dann zum 1. Januar 2021 in die Tat umgesetzt wurde. Hätte ich den Laden nicht übernommen, wäre er möglicherweise verkauft und aufgelöst worden. Damit wäre ein Anlaufpunkt für zahlreiche Duisburgerinnen, Duisburger und Besucherinnen und Besucher aus den umliegenden Städten sowie den angrenzenden Nachbarländern verloren gegangen. Das konnten wir schlicht nicht zulassen und so haben Mike und ich uns hinsichtlich der Übernahme geeinigt. Gut, es hätte bessere Daten für die Übernahme eines Ladens geben können, als mitten im Lockdown – sei es drum.
Danke der Nachfrage, selbst unter diesen mehr als schwierigen Umständen habe ich es mit meinem kleinen Team bisher geschafft kostendeckend zu arbeiten. Für mich ist das okay.

Frage 2:

Wie steht es um Deine PR-Agentur, Du hast ja u.a. auch Messen z.B. im Gesundheitsbereich veranstaltet, wie hat sich Corona auf Deine Geschäfte ausgewirkt?

Antwort 2:

Corona war für uns ein ziemlicher Schlag ins Kontor, keine Frage. Alleine in 2020 musste ich 43 Veranstaltungen absagen, von klein bis einigermaßen groß. In Summe ein ordentlicher Umsatz, der weder in 2020, noch in 2021 kam und selbst in 2022 wird nur in Ansätzen das zu erwirtschaften sein, was das Segment Event und Veranstaltung zuvor bei uns ausgemacht hat. Das ist bitter, aber jammern hilft auch nix. Erfreulich ist hingegen, dass wir während dieser Zeit unsere Kundendienstleistungen hinsichtlich Social-Media-Marketing und Redaktion sowie generelle Contenterstellung ausbauen konnten. Also: Aufstehen, Krone richten, weiter machen.

Frage 3:

Ich weiß Du verfolgst das Geschehen in dieser Stadt besonders unter den Aspekten PR, Werbung, Marketing und Image. Immerhin hast Du ehemals auch an der Duisburgistecht-Idee mitgearbeitet. Wie steht es aktuell um das Image der Stadt und wie beurteilst Du die Kampagne?

Antwort 3:

„Duisburg ist echt“ ist inhaltlich und konzeptionell zu großen Teilen auf meinen Mist gewachsen. Stimmt. In der ersten Phase der Realisation der Kampagne war ich noch begleitend tätig. Seit etwa März 2020 bin ich in diesen Prozess nicht mehr involviert und kann diesbezüglich auch keine Auskunft geben. Immerhin habe ich gesehen, dass aktuell ein Du-ist-echt-Podcastformat das Licht der Welt erblickt hat, eine Idee, die ich schon vor zweieinhalb Jahren präsentiert habe. Cool.
Was das Image der Stadt Duisburg angeht – ich glaube nicht, dass sich in den letzten beiden Jahren viel verändert hat.

Frage 4:

Meines Wissens sind sämtliche Aktivitäten für die City eingeschlafen. Zumindest aber habe ich den Eindruck. Wie beurteilst Du das und die wichtig ist die City eigentlich (noch)?

Antwort 4:

Da müsste ich jetzt weit ausholen. Ein Versuch es kurz zu halten: Ich bin der festen Überzeugung, dass die Bürgerin und der Bürger einer Stadt die Erwartung haben darf und auch hat, einen attraktiven Anlaufpunkt in „ihrer“ und „seiner“ Stadt zu finden. Das sehe ich in Duisburg kaum erfüllt. Die City bietet wenig Aufenthaltsqualität. Shopping ist kein Erlebnis. Alternative Kulturangebote, Fehlanzeige. Dennoch sehe ich Chancen und Möglichkeiten das – wenn auch nicht grundlegend – zu verändern und zu verbessern. Allein, fehlt es an Wille, Ideen und Durchsetzungskraft bei den Stellen, die ein Management der City und citynahen Lagen zu verantworten haben.

Frage 5:

Als ich 2016 meine Du-City.de-Idee vorstellte, die nichts anderes war als das, was nun die DVV als MeinDuisburgApp vermarktet, wurde ich total ignoriert. Zwischenzeitlich war immer wieder die Rede von so einem digitalen Projekt. Bis heute ist m.E. nichts Signifikantes auf die Beine gestellt worden. Wie siehst Du das?

Antwort 5:

Manchmal ist die Zeit auch einfach noch nicht reif für eine gute Idee. Abgesehen davon, wird es in Duisburg (ja, wahrscheinlich auch in anderen Städten, aber hier geht es halt um Duisburg) nicht geschätzt, wenn bestimmte Aktivitäten aus der Bevölkerung heraus entstehen. Eine City-APP? Da muss mindestens eine Fakultät irgendeiner Uni hinter stehen, besser noch das Fraunhofer in Kombination mit irgendeinem Verband oder, oder, oder. Wenn es nicht so abgedroschen klingen würde, könnte ich jetzt Ton, Steine, Scherben anstimmen: „Allein machen sie dich ein.“

Frage 6:

Wir beide haben uns auch mit dem Thema „Smart City“-Thema ausführlich beschäftigt und haben vorerst die wesentlichen Aktivitäten zurückgestellt. Weil u.a. die Städte noch gar nicht reif dafür sind. Wie beurteilst Du die Smart City Aktivitäten in Duisburg auch hinsichtlich des Onlinezugangsgesetzes?

Antwort 6:

Vielleicht habe ich ja etwas verpasst, aber hast du jetzt wirklich nach Smart-City-Aktivitäten gefragt? Ich mache den Smartcity-Podcast in Duisburg. Und dann war da noch irgendetwas mit Lampen …
Wenn ich das richtig erinnere, müssen gemäß Onlinezugangsgesetzt alle Verwaltungsleistungen über Onlineportale angeboten werden und das soll demnach auch für Duisburg bis Ende 2022 abgeschlossen sein. Da werden wohl noch ein paar Nachtschichten fällig.

Frage 7:

Ich habe den Eindruck in Duisburg verschärft sich immer noch und immer weiter die Teilung in Nord und Süd. Im Süden u.a. die „tollen neuen“ Wohnprojekte, im Norden Fördergeld-Projekte bei denen nicht ganz klar ist was tatsächlich mit dem Geld passiert bzw. welche Effekte sie haben. Wie ist Deine Meinung dazu?

Antwort 7:

Grundsätzlich ist in Metropolen zu beobachten, dass wir ein Süd-Nord-Gefälle haben. Der Süden sieht dabei immer mehr Sonne als der Norden. Jetzt ist Duisburg zwar keine Metropole, aber hier ist das auch so. Im Duisburger Süden bekommt die Nähe zu Düsseldorf zudem eine besondere Bedeutung, da der Süden nunmehr als Auffangbecken für die besser betuchten Düsseldorfer Familien dienen soll, die im übervollen Düsseldorf keinen adäquaten Wohnraum mehr finden können. Das finde ich aber auch nicht verwerflich.
In Bezug auf die Verwendung von Fördermitteln bin ich leider der falsche Ansprechpartner, da kenne ich mich schlicht zu wenig aus.

Frage 8:

Wie kritisch siehst Du die recht einseitige Konzentration Duisburgs auf den Logistik-Sektor und den Einfluss chinesischer Unternehmen z.B. auch angesichts der Beteiligung der chinesischen Cosco an dem neuen Container-Terminal auf der Kohleninsel?

Antwort 8:

Dass Duisburg nun mal eines der wichtigsten Drehkreuze in Mitteleuropa ist, ist nicht von der Hand zu weisen und der Lage geschuldet. Diesen Umstand auszubauen und möglichst gewinnbringend zu nutzen, halte ich sogar für eine Kernaufgabe der hiesigen Wirtschaft und Verwaltung. Aber dann auch mit dem viel beschworenen Augenmaß. Es ist sehr wichtig im Vorfeld zu prüfen mit wem man sich da langfristig ins Bett legt. Allerdings stellt sich auch die Frage, inwieweit Entscheidungen solcher Tragweite überhaupt in Duisburg und von Duisburger Akteuren getroffen werden. Möglich, dass in solchen Fragen Akteure anderen Kalibers hinter den Kulissen auf den Plan treten.

Frage 9:

Wie beurteilst Du die Anstrengungen Duisburgs auf den Wasserstoff-Zug aufzuspringen und aus Duisburg eine Wasserstoff-Stadt zu machen?

Antwort 9:

Wenn der Wasserstoff-Zug, wie du ihn nennst, in die richtige Richtung fährt, also de facto umweltschonend, wassersparend, ressourcenschonend und somit grün, dann soll er fahren. Wenn es sich nachweislich um eine Zukunftstechnologie handelt, dann gerne. Aber ist Wasserstoff wirklich der Heilsbringer, als der er gerne verkauft wird? Ich frage mich, ob da nicht auch Wunschdenken im Spiel ist.

Frage 10:

In Deinem Ruhrpodcast hatten wir vor Monaten das letzte Thema dieses Interviews bereits ausführlich besprochen, aber Du kennst mich und ich kann nicht anders als Dich abschließend zu fragen: Wie denkst Du darüber, dass mir nun seit fast vier Jahren der OB und die Verwaltung sowie auch die Presseabteilungen der städtischen Beteiligungsfirmen keinerlei Auskünfte geben (einzige Ausnahme war vor kurzem die GfB)?

Antwort 10:

Wie heißt es so schön: „Meinungsfreiheit wird nur dadurch verteidigt, dass man Gebrauch von ihr macht.“
Ich habe bereits im Podcast gesagt, dass ich die Ignoranz, die man dir entgegen bringt unmöglich finde und darüber hinaus ist es auch kein Beleg von Cleverness. Allerdings steht die Duisburger Politikriege, wie auch die hiesige Verwaltungsspitze kaum in dem Ruf, sich durch besondere Kommunikationsfähigkeit und Kommunikationswillen hervorzutun. Das scheint man aktuell erkannt zu haben, so ist wohl zu erklären, dass Kommunikationsprofis wie Olli Hähnig (DBI) und zuletzt auch Alexander Klomparend (Duisburg Kontor) den Weg in leitende Positionen fanden. Ich wünsche ihnen eine glückliche Feder.
Zu dir und deiner Arbeit: Auch wenn mir dein Ton – wir sprachen darüber – mitunter wenig zusagt, so ist doch nicht zu übersehen, dass du in bestimmten Fragen, welche die Stadt betreffen, oftmals die einzige kritische Stimme bietest. In der Regel recherchierst du besser als hiesige Organe, die am Kiosk zu erwerben sind und leuchtest in zahlreichen deiner Artikel Themen deutlich besser aus. Auch wenn offizielle Organe wenig Gefallen an deiner Wortwahl finden mögen, so haben sie doch die verdammte Pflicht dir zumindest auf Presseanfragen hin zu antworten.
Abgesehen davon habe ich in persönlichen Gesprächen mit dir bemerkt, dass du ein recht umgänglicher Typ sein kannst. Man sollte halt nur keinen Quatsch erzählen 😉