ThyssenKrupp-Interview: Antworten angeblich am Montag – Wasserstoff: Wer will noch mal, wer hat noch nicht?

Nachdem ich in der letzen Nacht die Fragen an ThyssenKrupp-Steel (TKS) veröffentlicht hatte, weil bis dato seit dem 20. Juli keine Antworten auf einen umfangreichen Fragenkatalog eingegangen waren, bekam ich heute Mittag die Nachricht, dass die Antworten am kommenden Montag gegeben werden.

Das finde ich natürlich gut und hoffentlich sind wir alle dann ein wenig schlauer, denn die Fragen haben es in sich – vor allem die technischen.

Wer DUISTOP nicht regelmässig liest, dem schildere ich nun nochmals kurz den Sachverhalt.  Am 20. Juli übergaben wir (zwei Anlagenbau-Experten und ich) ThyssenKrupp-Steel einen Fragenkatalog anläßlich der sich zu dem Zeitpunkt schon abzeichnenden Entwicklungen und Planungen in Zukunft grünen Stahl in Duisburg herzustellen. Die Beantwortung verzögerte sich mehrfach. Inzwischen wurde jedoch bereits ein Zwei-Milliarden-EURO-Invest seitens TKS verkündet und auch ein Kabinettbeschluss der schwarz-grünen Landesregierung sich an dem Invest finanziell zu beteiligen.

https://www.land.nrw/pressemitteilung/landesregierung-beschliesst-unterstuetzung-fuer-klimaneutrale-stahlerzeugung-im

Wer will noch mal, wer hat noch nicht seinen Beitrag zum Thema Wasserstoff abgegeben?

Das Thema „Wasserstoff“ wird leider inzwischen von so vielen Protagonisten bespielt die sich, so mein Eindruck, meistens nur wichtig machen und ins Gespräch bringen wollen. Präsentiert werden ziemlich fix viele Lösungen aber anscheinend ohne vorher mal ein paar Dinge geklärt zu haben. Die an TKS gestellten Fragen und hoffentlich nun auch die Antworten, sollen vor allem Licht ins relative Dunkel bringen. Danach sehen wir weiter.

Denn ganz so einfach wie manche sich das mit der grünen Transformation vorstellen ist es nicht. Zwar handelt es sich beim TKS-Vorhaben um keine grundsätzlich neue Technologie doch es sind zusätzliche Erwägungen wie z.B. Standortvor- und -nachteile sowie u.a. auch die Frage nach eigener Wasserstoffherstellung, dem Strombedarf usw. zu klären.

Da mutet es z.B. relativ naiv an, wenn zwei Linke aktuell Aufsätze zur Transformation veröffentlichen, …

https://www.waz.de/staedte/duisburg/linke-aufsaetze-zur-transformation-der-stahlindustrie-id236436475.html

… weil sie anscheinend und hauptsächlich die Beteiligung des Staates im Sinn haben. Zwar mit einem anderen Beteiligungsmodell, damit nicht wie oft üblich Investitionen vergesellschaftet und Gewinne privatisiert werden, doch grundsätzlich soll der Staat im Boot sein, so wie es auch die meisten anderen FürsprecherInnen dieses Modells bereits fordern. Von Populismus zu sprechen ist hier zutreffenderweise richtig.

Dies wirft bei mir seit Wochen die Frage auf ob man nicht zusätzlich zur Abwechslung mal ein Geschäftsmodell präsentieren sollte was ohne Geld vom Staat auskommt.

Mit anderen Worten: Warum gehen die Überlegungen auch dieser beiden Linken, wie die der vielen anderen aus anderen Parteien davon aus, dass es unbedingt der Staat sein muß der sich beteiligt? Hat der nicht gerade andere Sorgen, Baustellen sowie Unterstützungsbedürftige?

Warum sagt und fordert eigentlich niemand, dass die Gelder für TKS in Duisburg von privaten Investoren kommen sollen und warum ist TKS in Bezug auf die Herstellung von  grünem Stahl eigentlich kein Start Up das um private Investoren buhlt?

Preist man also allerseits bereits ein, ev. aufgrund schlechter Vorahnungen, dass das Vorhaben gar nicht so risikolos und damit eher wirtschaftlich unattraktiv ist?

Nun, nichts ist schlechter zu verkaufen als eine Story bei der die ErzählerInnen bereits wie VerliererInnen rüberkommen, weil sie erzählen, dass der Staat unbedingt Geld geben muß. Dabei wissen alle, hoffe ich jedenfalls, dass das keine wirklich gute Idee ist. So ist unser Wirtschaftssystem eigentlich auch nicht gedacht. Wir haben zwar eine soziale Marktwirtschaft, aber das „sozial“ bezieht sich auf die tatsächlich Bedürftigen.

Vielleicht bin ich ja naiv, weil ich mal gelernt habe, dass eine gute Geschäftsidee zwar eine Anschub- und mögliche Zwischenfinanzierungen  braucht, aber eigentlich von selbst laufen sollte.

Zugegeben auch BIONTECH bekam Staatsknete, aber 20 Jahre lang davor haben private Geldgeber ihr Erspartes riskiert um an den Punkt zu kommen wo der Turbo eingelegt werden musste, sollte oder wie auch immer man zum dem Vorgang steht.

Sind grüner Wasserstoff und grüner Stahl keine überzeugende Erzählung, kein zukunftstaugliches Geschäftsmodell? Ist die viel beschworene Transformation ev. nur eine mit Handbremse, da unbedingt Rücksicht auf Standorte und Arbeitsplätze  genommen werden muß – oder auf bestimmte „alte und eingefahrene“ Strukturen? Warum zum Teufel hat man die aufstrebende Solar- und Windkraftindustrie samt aller Arbeitsplätze in Deutschland so dermassen untergehen lassen?

Es ist notwendig, dass man manches, vieles oder sogar alles von Grund auf neu denken muß. Wer weiter im „Das haben wir nie so gemacht.“ oder im „Das haben wir immer schon so gemacht“ verharrt, wird in der Zukunft die uns bevorsteht mit Sicherheit verlieren.

Fazit:

Ich bin absolut dafür sich mit grünem Wasserstoff und grünem Stahl zu beschäftigen, dann aber bitte auch fundiert und ergebnisoffen in allen Belangen.

Ist Duisburg der beste Standort und wenn ja wofür genau?

Ist grüner Stahl wettbewerbsfähig oder dauerhaft zu subventionieren?

Was bedeutet die grüne Transformation für die verschiedenen Arbeitsplätze?

Sollte man den benötigten grünen Wasserstoff vor Ort herstellen?

Wie sehen die Timelines aus und wann muß immer wieder überprüft werden wie positiv/negativ sich die Dinge entwickeln?

Wie sehen Opportunitätskosten-Berechnungen und -Szenarien aus?