Nahverkehrsplan Mülheim: Viele Änderungen, wenig Umsteuern …

… Richtung ersthafte Verkehrswende und kein Abbau der Kirchtürmelei in der Metropole Ruhr erkennbar!

Im Mobilitätsausschuss am 28. Oktober soll der Nahverkehrsplan (NVP) für Mülheim ab 2023 beschlossen werden. Das neue Buskonzept wurde bereits im Rat beschlossen. Das Konzept für Straßen- und Stadtbahnen soll folgen.

Die MBI (Mülheimer Bürgerinitiativen) lehnen diesen NVP rundweg ab: Es bleibt alter Wein in nur umbenannten Schläuchen reiner Kirchturmslogik, wenn weiter Straßenbahnstrecken stillgelegt werden und der interkommunale ÖPNV mit Oberhausen und Duisburg stiefmütterlich behandelt wird.

Nach Jahren der Ratlosigkeit und des Verschiebens sowie Vertröstens wird nun eine Art NVP beschlossen, der zumindest so tut, als würden damit die Haushaltsbeschlüsse von 2017 ff. zumindest teilweise nachträglich umgesetzt. Dass aber die angeblichen jährlichen Einsparungen von ca. zwei Mio. EURO, anstatt der einst beschlossenen sieben Mio. EURO, auch nur ansatzweise realisiert werden, glaubt keiner wirklich. Dennoch kann auch die Finanzaufsicht vermelden, auf dem Papier sei nun endlich nachträglich der Beweis teilweise erbracht, warum der Regierungspräsident Jahr für Jahr den Mülheimer Katastrophenhaushalt genehmigt hatte.

Doch lassen wir die finanziellen Aspekte außen vor und beleuchten die verkehrlichen Veränderungen des ÖPNV in Mülheim durch den NVP.

Die MBI jedenfalls werden dem NVP als Gesamtes nicht zustimmen. Zwar wurde mit großem Aufwand daran gearbeitet, der Effekt wird aber insgesamt absehbar wenig zur Förderung und Verbesserung des mangelhaften Mülheimer ÖPNV inkl. seiner Kirchturmlastigkeit beitragen. Zudem sind gravierende Fehler vorgesehen. An vorderster Stelle die beabsichtigte Stilllegung des Kahlenbergasts der 104, womit die Verkleinerung des Bahn-Netzes um einen weiteren Ast vorangetrieben werden soll. Die MBI halten das für eine Fehlentwicklung, unabhängig davon, dass bei Stillegung bis zu 20 Mio. EURO Rückzahlung anstehen.

Das vollständig ummodulierte Busnetz hat die bisherige Linie 122, die gut besuchte Verbindung Mülheim-Oberhausen, gestrichen, was die MBI für einen schweren Fehler ansehen, auch weil für die äußerst schwierige ÖPNV-Erschließung der „Parkstadt“ auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände im NVP keine Vorschläge erkennbar sind. Umso unverständlicher, dass auch noch der 122er Bus entfallen soll.

Auch dass der 753er Bus über Selbeck, Saarn demnächst an der Alte Straße enden soll, macht wenig Sinn. Er sollte z.B. besser über Mendener Brücke , Dohne u.a. zum ev. Krankenhaus fahren.

Bahnen und die neu eingerichteten M-Busse sollen alle 15 Minuten verkehren, die anderen Buslinien zumeist alle 30 Minuten. Um die jeweiligen Anschlüsse zu bekommen wäre bei einigen Linien ein 20-Minuten-Takt vonnöten.

Die Schülerverkehre zu weiterführenden Schulen sind im NVP übrigens noch nicht alle geklärt.

Auch die Aufteilung in Hauptverkehrszeit von 6-9 Uhr, Normalverkehrszeit von 9-20 Uhr und folgender Schwachverkehrszeit bzw. ab 23.30 Uhr Nachtverkehrszeit erscheint verbesserungswürdig.

Kurzum: Der NVP wird mit seinen massiven Umbenennungen für viele ÖPNV-Nutzer gewöhnungsbedürftig sein. Unabhängig davon enthält der NVP gravierende Fehlentwicklungen und manche noch unausgegorenen Neuerungen.

Es ist nicht zu erwarten, dass der öffentliche Nahverkehr in Mülheim mit diesem NVP ein deutlich besseres Angebot für die Nutzer bereitstellt, von finanziellen Besserungen für den Stadthaushalt ganz zu schweigen.

G.-W. Scholl, MBI-Nahverkehrsexperte
L. Reinhard, MBI-Fraktionssprecher

 

Der Artikel ist einer Pressemitteilung der MBI entnommen.