Bundespräsident spricht Wasserstoff in Duisburg heilig

Es folgt der erste Artikel auf DUISTOP, nachdem gestern am 1. Mai unser fünfter Jahrestag begangen wurde, der nicht mehr Fakten mit Meinungen vermischt, sondern trennt.

Zuerst also die uns bekannten Fakten. Heute weilt bzw. weilte unser Bundespräsident in Duisburg und in Oberhausen. In Duisburg besuchte er am Vormittag ThyssenKrupp Steel und erkundigte sich nach den Fortschritten beim Umbau bzw. der Transformation des Werkes hin zu grüner Stahlproduktion mittels Wasserstoff. In Oberhausen besuchte er die Firma AirLiquide, die Wasserstoff in Zukunft in größeren Mengen bereitstellen will.

Und am Freitag gibt es eine Pressekonferenz zur Wasserstoffentwicklung in Duisburg (zu der ich immer noch nicht eingeladen bin) und zum sog. Bürgerrat Wasserstoff der sich damit einige Tage unter Anleitung von ExpertenInnen beschäftigen soll, um am Ende der Politik seine Empfehlungen geben zu können. Ich berichtete bereits.

Soweit die bloßen Fakten. Nun zum Kommentar.

Nun, in Anlehnung an die Überschrift gehe ich davon aus der dauerhaft merkwürdig pastoral-sakral bemühte BP hat tatsächlich heute den Wasserstoff in Duisburg gesegnet und heilig gesprochen. So wie er an prädestinierter Stelle einst mit dafür sorgte, dass Russland in die Lage versetzte wurde uns mit Öl und Gas erpressen zu können. Inzwischen dürfte er voll der Fan von grünem Wasserstoff sein und lieber nicht mehr an das fossile Russland erinnert werden wollen.

Achten Sie künftig also auf den seichten H*-Schein der sich um Steinmeiers Haupt bildet.

Sein Besuch kommt natürlich passend um dem Bürgerrat mit Nachdruck klar zu machen: Wenn auch nur EINE/R  von Euch Unwissenden nicht dem Wasserstoff zustimmen sollte, dann sei er/sie in die Hölle verbannt. Amen.

Ich gehe allerdings davon aus der Mann hat vom Thema keinerlei Ahnung, ebenso wenig davon was gespielt wird. Er wird ThyssenKrupp Steel sicher nicht gefragt haben warum man gerne die 700 Mio. EURO vom Land NRW für den Umbau nimmt, aber die Firma eigentlich lieber verticken will.

Und so werden sicherlich viele leichtgläubige Omas und Opas sich vom Graumelierten aus Berlin überzeugen lassen wie gut doch der neue Zukunftsstoff für Duisburg sein wird.

FWS wird ebenso nicht gefragt haben wieviele Arbeitsplätze nach der Transformation denn noch in Duisburg beim Stahl vorhanden sein werden. Ist ja auch eine Frage die vollkommen zur Unzeit käme. Hatte man doch erst gestern noch den Sieg der Arbeitenden (allerdings der öffentlich Beschäftigten) gefeiert, die nun mehr Geld bekommen sollen. Aber leider hatte man irgendwie vergessen, dass es eine Menge Arbeitslose gibt die leider nicht mehr bekommen um die hohe Inflation besonders bei Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs aufzufangen.

Hier die wesentlichen Steinmeier-Worte seines heutigen Besuchs bei TKS:

„Hier im Ruhrgebiet wurde immer Zukunft gemacht.“

„Auf Ihre Erfahrung ist Deutschland dringender denn je angewiesen.“

Zum ersten Satz:

Den könnte man so stehen lassen, aber nur wenn man z.B. ausblendet, dass im Ruhrgebiet auch eine Menge Waffen und sonstiges Zeugs  für die NAZI-Kriegswirtschaft produziert wurden und dass ein gewisser Herr Hitler sich bei bestimmten Größen aus dem Pott gerne Geld lieh usw. usf.

Zum zweiten Satz:

Hoffentlich werden dann auch die negativen Erfahrungen vollumfänglich transparent und unverzüglich öffentlich gemacht und nicht nur auf den positiven rumgeritten, weil es etlichen Leute besser in ihre Agenda und ihren politischen Kram passt, und um nicht noch mehr Geld möglicherweise sinnlos zu versenken.

Und einen Satz des Betriebsratschef Nasikkol von TKS wird Steinmeier sicherlich auch erstmal lieber nicht kommentieren. Er lautet:

Der Stahl benötige aber weiter die Unterstützung der Politik, etwa für konkurrenzfähige Industriestrom-Preise.

Tja, dazu hat Herr Habeck gerade eine Idee, die aber auch schon ziemlich umstritten ist.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/industriestrom-habeck-lindner-100.html

Fazit:

Zum wiederholten Mal will ich darauf hinweisen, dass Deutschland und vor allem auch Duisburg durch eine jahrzehntelange Unterlassung, nämlich neue Industrien nicht zu fördern, sich im eigenen Land, in der eigenen Stadt, in Bedrouille gebracht hat und nun die alten noch halbwegs funktionierenden Industrien fördern muß. Um jeden Preis. Im wahrsten Sinne alternativlos.

Aber das wird nicht nachhaltig funktionieren, nur eine kurze Zeit noch.

Wir sehen dies bereits deutlich in China am Beispiel der Autoindustrie und in Bezug auf E-Autos. Die Mär deutsche Firmen hätten bisher immer wieder einen Rückstand aufgeholt galt lange Zeit als sicher, aber inzwischen haben wir es nicht mehr mit so vielen technisch und bildungsmässig rückständigen Schwellen- und Dittländern und damit unfähigen Konkurrenten zu tun wie früher.

Ein E-Auto hat auch viel weniger Komponenten. Was also wenn Stahl in Zukunft vllt. gar nicht mehr so dringend gebraucht wird wie man es uns heute noch erzählt? Allerdings gibt es jede Menge (PR-)Meldungen die von einem noch höheren Stahlverbrauch in Zukunft ausgehen als heute noch.

Komischerweise erzählt man uns ja auch der Klimawandel sei mittels Technik-Innovationen beherrschbar.  Wieso also an künftigen Stahlalternativen zweifeln? Was allerdings alles auch wiederum heftig bezweifelt wird.

Hier mal ein interessanter Artikel:

https://www.dw.com/de/gr%C3%BCner-stahl-stahlindustrie-klimawandel-co2-energiewende-gr%C3%BCner-wasserstoff-%C3%B6kostrom-css-kohle-gas/a-62053543

Wie hochgejazzt der Wasserstoff wird, aber auch welche Risiken es gibt, erfährt man u.a. hier:

https://www.land.nrw/pressemitteilung/gemeinsame-kabinettsitzung-der-landesregierungen-nordrhein-westfalen-und-bayern

Eher überwiegend kritische Stimmen gibt’s hier:

https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/energiewende-in-deutschland-ist-wasserstoff-die-loesung-id63721381.html

https://www.hessenschau.de/wirtschaft/klimawandel-und-energiekrise-ist-wasserstoff-die-loesung-fuer-hessen,wasserstoff-stand-hessen-100.html

https://nachrichten.idw-online.de/2021/09/23/wasserstoff-als-loesung-fuer-die-energiewende

Wer es gesamt-übersichtlich mag liest das hier:

https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimaschutz-energiepolitik-in-deutschland/wasserstoff-schluessel-im-kuenftigen-energiesystem#Rolle

 

* H für Wasserstoff(Hydrogen) oder für Heiligen.