Wie in Duisburg so gaga auch in Mülheim und Essen – nun auch noch der Kanzler himself

Es ist ein Grauen zu erfahren was sich aktuell angeblich um unser aller Wohl und Wehe besorgte PolitikerInnen so alles ausdenken. Vor allem seitdem sie den Klimawandel entdeckt haben, ihn dabei aber komplett ignorieren. Ich denke ein Lobbyismus-Problem ist nicht von der Hand zu weisen.

Hier ein weiteres Beispiel aus Mülheim und Essen wo seitens der BürgerInnen um Freiluftflächen und Naturgebiete gekämpft wird, so ähnlich wie seit Jahren in Rahm (Rahmerbuschfeld – ich berichtete bereits mehrfach: http://naturerhalt-rahmerbuschfeld.de/)

Drei Initiativen aus Essen und Mülheim haben aktuell diesen offenen Brief an die dortige Politik und Verwaltung verfasst:

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Bürgerinitiative „Finger weg von Freiluftflächen“ aus Essen-Haarzopf/Fulerum nimmt zusammen mit der Bürgerinitiative „Fulerumer Feld“ aus Mülheim an der Ruhr und dem Essener BUBO e.V. zum Klimafolgenanpassungskonzept der Stadt Essen Stellung:
Grundsätzlich empfinden wir es als positiv, dass in einem integrierten Klimafolgenanpassungskonzept der Stadt Essen Handlungsempfehlungen für aktuelle und zukünftige Klimaschutzmaßnahmen zusammengefasst werden. Allerdings teilen wir die Kritik von maßgeblichen Umweltschutzverbänden, wie bspw. BUND und NABU, dass die Maßnahmen nicht ausreichend konkret und verbindlich sind.

Wir prangern insbesondere an, dass die vorhandenen Grün-, Freiland- und Waldflächen des Essener Südens nicht unter besonderen Schutz gestellt und vielmehr unzutreffend als „allgemeine Siedlungsfläche“ klassifiziert werden.

Auf Haarzopf bezogen, empfiehlt die Klimaanalyse der Stadt Essen durch den Regionalverband Ruhr unmissverständlich:
„Am südlichen Siedlungsrand von Haarzopf ist zum Schutz der großflächigen Kalt- und Frischluftproduktionsflächen sowie zur Vermeidung einer Zersiedelung der Landschaft eine klimatische Baugrenze festzuschreiben. Die bestehenden Grün-, Freiland- und Waldflächen sind zu erhalten […]“ .
In der Umsetzung der Maßnahmen im Klimafolgenanpassungskonzept werden die vorhandenen, bestehenden Grün-, Freiland- und Waldflächen im Essener Süden bei den festzulegenden Siedlungsgrenzen, beispielweise im Rahmen einer Bauleitplanung, nicht berücksichtigt. Der gezielte Schutz relevanter Kalt- und Frischluftproduktionsflächen, Belüftungsbahnen und Grünflächenvernetzungen durch die geforderte Baugrenze wird hier also unterschlagen.

Es ist für uns unverständlich, dass die analysierten und ausgewiesenen Flächen mit hohen Kaltluftproduktionsraten und teils mächtigen Kaltluftvolumenströme (s.  Klimaanalyse der Stadt Essen) nicht als besonders schutzwürdig in dem Klimafolgeanpassungskonzept vollständig berücksichtigt wurden, nur weil diese über die Stadtgrenze hinweg „in diesem Fall in Richtung Rumbachtal auf dem Stadtgebiet von Mülheim an der Ruhr“  abfließen.

Wir fordern als konkrete Maßnahme, dass alle Grün-, Freiland- und Waldflächen gemäß Klimaanalyse der Stadt Essen als klimarelevante Schutzzonen in dem Klimafolgeanpassungskonzept berücksichtigt werden. Wir fordern als konkrete Umsetzungsmaßnahme, die im RVR-Gutachten dargestellten Kaltluftschneisen vollständig in dem Klimafolgenanpassungskonzept zu berücksichtigten und dazu die seitens des RVR empfohlenen Baugrenzen nachhaltig und dauerhaft zu sichern sowie verbindlich rechtlich festzusetzten.

Wenn die Stadt Essen hier nur auf sich schaut und die unmittelbaren Nachbar*innen in Mülheim an der Ruhr davon Schaden nehmen, ist der Sinn und Zweck eines Regionalverbands mitsamt Regionalplan, Regionalen Grünzügen und sonstigen gemeinsamen Aktivitäten ad absurdum geführt.

gez.
Dr. Jörn Benzinger, Sprecher BI Finger weg von Freiluftflächen

Florian Scheffler, Sprecher BI Fulerumer Feld

Steffen Daun, Vorstand BUBO e.V.

 

Wie irrsinnig das alles ist, braucht man eigentlich gar nicht mehr zu erwähnen. Für Investoren ist es natürlich immer am einfachsten, weil am günstigsten, sich brache Flächen ohne Schadstoffe vorzuknöpfen.

Auf diese Idee ist aktuell wohl auch der Doppel-Wumms-Respekt-Kanzler himself gekommen. Fordert er doch gerade bisher verschonte Grünflächen mit Neubauten zuzupflastern. 20 grosse Neubaugebiete in Deutschland sollen so entstehen.

Tja, da müssten Link, Beck und Wortmeyer, die bisher vollversagenden Flächenvermarkter bei uns, irgendwie dumm aus der Wäsche gucken. Kriegen sie nicht mal die Bebauung der Großflächen hin die seit Jahren wie Sauerbier angepriesen werden.

Und dann wäre da noch der Niedergang der Innenstädte, den die neue K(r)ampf-Truppe der DBI  in Duisburg wohl auch nicht aufhalten wird.

Warum entstehen in einer alternden Gesellschaft und aufgrund der kurzen Wege (Autos werden dadurch immer weniger notwendig) die Wohnungen nicht in der City – durch Umwandlung von Laden- und Büroflächen?

Meine Fresse wie bescheuert ist das alles und wie bescheuerter wird es noch?

Da lob ich mir ja die WELT, die gestern noch -ich berichtete und kommentierte das bereits sehr kritisch („Dann haben sie Dich bei den Eiern!“)- vollkommen unvoreingenommen und fast lobend die neuen Fernwärme- und Klimapläne der DVV und der Stadtwerke anpries.

Heute rudert sie anscheinend zurück und stellt in Frage, dass die Maßnahmen tatsächlich was für’s Klima bringen werden.