Normalerweise beschäftige ich mich auf DUISTOP nicht mit internationaler Politik. Was sich aber am 5. und 6. Dezember auf tagesschau.de (ARD) abgespielt hat und womöglich auch anderswo ist schon bemerkenswert. Vor allem in journalistischer Hinsicht.
Es geht um entweder eine Unkenntnis der deutschen Aussenministerin oder um einen Versprecher.
So sagte sie anläßlich einer Rede von Russlands Aussenminister auf einer OSZE-Konferenz (Zitat):
„Sie können sich selbst etwas vormachen, aber uns, den 1,3 Milliarden Menschen in Europa, können Sie nichts vormachen.“
Daraus wurde auf tagesschau.de das hier:
Außenministerin Annalena Baerbock bezichtigte Lawrow „unerträglicher Lügen“ zum Krieg gegen die Ukraine. „Sie können sich selbst etwas vormachen, aber uns, den 1,3 Milliarden Menschen in der OSZE-Region, können Sie nichts vormachen“, sagte die Grünen-Politikerin bei dem Treffen direkt an Lawrow gerichtet.
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/osze-lawrow-kritik-100.html
Erkenne den Unterschied!
den 1,3 Milliarden Menschen in Europa
den 1,3 Milliarden Menschen in der OSZE-Region
Zur Info: In Europa leben insgesamt ca. 742 Mio. Menschen.
Auf ihrer Korrekturen-Seite kommentiert die tagesschau dies einen Tag später so (Zitat):
In einer früheren Version des Textes haben wir Außenministerin Baerbock im ersten Absatz mit den Worten „… den 1,3 Milliarden Menschen in Europa“ zitiert. Es muss richtig heißen „… den 1,3 Milliarden Menschen in der OSZE-Region“. Die Ministerin hat sich versprochen. Die Stelle wurde aus Transparenzgründen korrigiert.
https://www.tagesschau.de/korrekturen
Jeder weitere spekulative Kommentar erübrigt sich hier, denn zum absolut sauberen journalistischen Handwerk gehört bei wörtlichen Zitaten, also dem Zitat eines gesprochenen Wortes eben genau die 100%ige Wiedergabe und keine „gehorsame“ Korrektur.
Man kann jedoch eine sachliche redaktionelle Anmerkung machen, wie z.B. diese:
Hinweis: In Europa leben ca. 742 Mio. Menschen.
Man darf aber weder den gesprochenen Text im eigentlichen Beitrag korrigieren noch in gesonderten Korrekturen an ganz anderer Stelle die unkorrekte Aussage als einen Versprecher bezeichnen.
Es kann sich ja durchaus auch um Unwissen gehandelt haben.
Fazit:
Nun muss ich ab sofort immer auf der Korrekturen-Seite der tagesschau nachsehen, ob die Redaktion dort nicht eventuell Korrekturen nachliefert. Inklusive merkwürdiger und fragwürdiger Erklärungen. Ob das Transparenz ist wage ich mal stark anzuzweifeln.