XXL-Schwimmbad in Hüttenheim? Hört sich toll an bis man …

… liest wie das Ganze finanziell ablaufen soll.

Zuerst einmal sei dahin gestellt ob so ein Schwimmbad in Hüttenheim auf 30.000 qm überhaupt sinnvoll ist. Ich finde nicht und bisher fanden auch andere das nicht. Seit 2006 wird an der Geschichte herumgedoktert, nur es findet sich niemand der inkl. der Erschließungskosten rung 1,7 Mio. Euro investieren will – angeblich.

Da trifft es sich gut wenn der Duisburger Stadtrat nun Mitleid mit einem interessierten Investor bekommen hat.

So hat der Rat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause ein Maßnahmenpaket verabschiedet, dass die Realisierung des Projekts finanziell attraktiver machen soll. Die Zahlung von 50 Prozent des Grundstückspreises soll bis zum Ende der Vertragslaufzeit (30 Jahre) zinslos gestundet werden. Außerdem will die Stadt die Erschließungskosten des Grundstücks zu 90 Prozent übernehmen – allerdings nur bis zu einer Summe von 630.000 Euro. Die Umsetzung soll in einem sogenannten PPP-Modell (Public-Private-Partnership) erfolgen. Der künftige Betrieb des Bades soll über eine Zweckgesellschaft, in der die Stadt sowie der Investor sitzen, abgewickelt werden. Zuvor muß Duisburg das Ganze noch europaweit ausschreiben.

Das bedeutet für den derzeit interessierten Investor: Er bekommt den Zuschlag nur, wenn sich während des Vergabeverfahrens kein anderer findet, der der Stadt ein besseres Angebot macht. Die Verwaltung rechnet mit etwa zwölf Monaten Dauer dafür.

Baubeginn wird im Erfolgsfalle frühestens Ende 2022/Anfang 2023 sein.

Ich fasse also zusammen:  1,7 Mio. Euro durch zwei geteilt sind 850.000 Euro. Diese 50 Prozent gibt es zinslos gestundet über 30 Jahre. Dann noch eine Kostenübernahme der Stadt iHv 630.000 Euro für die zweiten 50 Prozent.

So ungefähr jedenfalls. Man wird es schon so hinstricken, wäre doch gelacht.

Anfangsinvest für Grundstück und Erschließung für den Investor(!!!???) im ersten Jahr:

850.000 Euro geteilt durch 30(Jahre) macht knapp 30.000 Euro  plus die Differenz aus 850.000 Euro minus 630.000 Euro gleich 220.000 Euro, macht gesamt 250.000 Euro (30.000 plus 220.000) .

Ab dem 2. Jahr sind es nur noch 30.000 Euro pro Jahr – zinslos.

Jetzt noch die Gebäudekosten obendrauf.  Aber da gibts ja die Zweckgesellschaft. Und wenn die Stadt nicht aufpasst -was zu erwarten ist- dann wird aus einem grossen Investor ein ganz kleiner Investor ohne Risiko oder gar  ein Zahlungsempfänger.  „The Curve“ lässt irgendwie grüssen.

Und: Die Probleme bei diesen Konditionen und Laufzeiten sind vorgezeichnet, wenn man sich denn mal intensiver damit beschäftigt. Ein Investor kann nämlich pleite gehen oder oder oder.

Was ist mit den Eintrittspreisen? Was mit technischen Problemen die immer auftauchen können? Was ist wenn viel zu wenig Leute ins Schwimmbad wollen, wenn der erforderliche Umsatz ausbleibt? Was ist mit Modernisierungen die bereits nach kurzer Zeit notwendig werden können, da sich das Gästeverhalten und die Ansprüche sich ständig ändern? Haben Sie mal ein 30 Jahre altes Schwimmbad betreten in dem nichts gemacht wurde?

Ach ja, Würselen läßt grüssen:

https://www.focus.de/politik/deutschland/trotz-buergerbegehren-durchgedrueckt-in-wuerselen-schimpfen-sie-noch-heute-martin-schulz-spassbad-wurde-zum-millionengrab_id_6923640.html

 

Und auch bei dem Begriff Zweckgesellschaft sollten wir alle hellhörig werden:

Häufig stehen Zweckgesellschaften für ihren missbräuchlichen Einsatz in der Kritik, denn mit Hilfe von Zweckgesellschaften lassen sich Unternehmenskrisen verschleiern, indem riskante Posten aus der Bilanz ausgegliedert werden.

Na, klingelt‘ s?