Wie in Duisburg (z.B. Rahmerbuschfeld) regt sich auch in Mülheim energischer Widerstand gegen Bauprojekte. Auch in unserer Nachbarstadt wird deutlich wie nachwievor gegen fundamentale Grundsätze von Umwelt-, Natur- und Klimaschutz gehandelt wird. Mittendrin bzw. vorneweg die Politik, wie immer. Investor ist in diesem Fall die Soravia aus Österreich. Zu Soravia ganz unten zwei Links.
Hier ein aktueller Brief aus den Reihen der GegnerInnen des Parkstadt-Projekts im Mülheimer Stadtteil Broich – auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Tengelmann-Zentrale:
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Planungen für das Mega-Projekt der sogenannten „Parkstadt Mülheim“ schreiten trotz vielfältiger Kritik und unüberhörbarer Warnungen unverdrossen voran. Die Mehrheitsfraktionen im Rat der Stadt Mülheim an der Ruhr scheinen nach wie vor fest entschlossen, Baurecht zu schaffen für Soravia und damit die Investition des Unternehmens in das ehemalige Tengelmann Gelände zu vergolden.
Dabei sind für die Bürgerinnen und Bürger nicht nur erhebliche städtebauliche Veränderungen und finanzielle Risiken, sondern auch deutliche ökologische Verschlechterungen und irreversible Schäden zu befürchten.
Die von Stadt und Investor versprochene „Netto-Null-Versiegelung“ der heute noch zu einem großen Teil unbebauten und begrünten Flächen erscheinen als reine Augenwischerei angesichts geplanter gigantischer Tiefgaragen im Untergrund. Zusammen mit dem als See deklarierten Regenrückhaltebecken und seiner Abdichtung schlummern unter der sogenannten Parkstadt riesige Betonmonster. Hinzu kommen die für jedermann sichtbaren Hochbauten an der Oberfläche. Eine Orgie an grauer Energie!
Diese Pläne sind kein Konzept für eine städtebauliche ökologische Zukunft, sondern Blaupausen für Klimakiller.
Es ist unverständlich und nicht nachvollziehbar, wie angeblich zukunftsorientierte Parteien – insbesondere, wenn sie sich ökologisch besorgt geben – deutliche Alarmzeichen in den Wind schlagen und zu einem solch überdimensionierten Projekt nach wie vor stehen können.
Bitte lesen Sie hierzu die Stellungnahme des Netzwerkes „Parkstadt Mülheim… aber richtig!“.
i.a. des Netzwerks „Parkstadt Mülheim… aber richtig“
Verfasser:
Joachim Mahrholdt
Tel.: 0171-8351839
joachim.mahrholdt@parkstadt-muelheim-aber-richtig.de
https://parkstadt-muelheim-aber-richtig.de
Und hier die im obigen Brief angekündigte Stellungnahme in Gänze:
Das „Zukunftsprojekt Parkstadt“ entwickelt sich zum „Klimakiller Speldorf“!
Was wurde der Stadtgesellschaft anfangs versprochen?
2021 sahen sich Stadt und Soravia gemeinsam „Auf dem Weg zu einem Vorbildprojekt für Mülheim an der Ruhr und die Metropole Rhein-Ruhr“ – so die Perspektive im Auslobungstext zum städtebaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb. Es „muss ein robustes zukunftsfähiges Leitkon-
zept gefunden werden. […] Zugleich soll bereits auf der konzeptionellen Ebene ein vorbildlicher Beitrag zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung vorbereitet werden.“
Entsprechend lautende im Einleitungsbeschluss zum Bebauungsplan „Parkstadt Mülheim – Y 13“ 2022 Hauptplanungsziele:
• Schaffung eines klimagerechten Stadtquartiers
• Nutzung von Potenzialen zur Verbesserung der stadtklimatischen Situation
• Erhalt und Erweiterung der großzügigen Freiräume und Parklandschaften.
2023 warb Soravia für einen politischen Grundsatzbeschluss unter der Überschrift „Qualitäten der Parkstadt Mülheim und Anpassung des städtebaulichen Entwurfes“ u.a. mit
• einem sparsamen Umgang mit Grund und Boden und geringer Neuversiegelung
und
• einer positiven Wirkung eines neuen Freiflächen- und Bepflanzungskonzept auf das Mikroklima.
In diesem Rahmen wurde dann von der politischen Mehrheit auch noch das Zugeständnis zu einer „Netto Null Versiegelung“ gemacht: „Die versiegelte Fläche darf in der Gesamtbilanz nicht größer sein als sie es heute ist.“ [Quelle: Antrag CDU-Fraktion/ Fraktion Bündnis 90/ DIE GRÜNEN zum Grundsatz-
beschluss 13.06.2024]
Folgendes soll nun das Ergebnis auf der Basis eines „robusten zukunftsfähigen Leitkonzeptes“ und ein „vorbildlicher Beitrag zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung“ sein?
Auszug aus der städtischen Präsentation im PA 06.02.2024 mit nach-
gezogenen Tiefgaragenumrandungen:
„Neben den stadtgestalterischen Aufgabenstellungen wird auch das integrierte Stellplatzkonzept samt einzurechnendem Abschlag für den anzustrebenden im Optimalfall gleichverteilten Modal-Split (25 %
Fußverkehr, 25 % Radverkehr, 25 % ÖPNV, 25 % MIV) […] durch eine geeignete Stellplatzkonzeption für Autos und Räder nachgewiesen werden müssen.“
Diese Lösung haben sich die Stadtplaner nun dazu ausgedacht:
Drei gigantische Tiefgaragen!
Damit verbunden:
• eine enorme Versiegelungsfläche
• Betonbauwerke in einer Größenordnung, durch die eine klimaneutrale Quartiersentwicklung unerreichbar ist
• fehlende Pflanzfläche für ein „positives Mikroklima“
• Einbau (und damit Eingriff) ins Grundwasser mit unberechenbaren Folgen.
Und was ist, wenn in 20 Jahren der avisierte Modal-Split – Optimalfall eintritt? Dann bleiben die Betonbauwerke im Boden, stören weiter das Grundwasser und verhindern eine dauerhafte klimawirksame Bepflanzung. Rückbau undenkbar!
Die mittlerweile bei Stadtplanern allseits bekannte Zwischenlösung:
Das Mobilitätskonzept vollständig auf flexible Hochgaragen ausrichten.
Damit verbunden:
• bezogen auf die Grundfläche können viele Pkw und Fahrräder untergebracht werden
• gute Einbindung in ein Begrünungskonzept
• gute Nutzungsmöglichkeit als Quartiersgaragen
• schnelle Rückbaumöglichkeiten bei Bedarfsänderungen
• Verwendbarkeit kreislauffähiger Materialien
• bedarfsorientierte Nachnutzbarkeit der Flächen.
Wir sind gespannt auf die Flächenbilanz und darauf, wie die politischen Entscheider sich diese vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen politischen Ziele dann schön rechnen werden!
In der Kooperationsvereinbarung Bündnis 90/ DIE GRÜNEN und CDU 2021 – 2025 war immerhin noch der Anspruch formuliert, „gemeinsam Verfahren und Methoden zu erarbeiten, um nachhaltig zu bauen und keinen ökologischen Schaden anzurichten, um damit der Klimanotlage gerecht zu werden.“
Die vorliegende Planung wird diesen Ansprüchen aus vielen Gesichtspunkten heraus definitiv nicht gerecht und wird dauerhaft großen Schaden anrichten. Das werden sich die Bürger, denen Mülheim an der Ruhr am Herzen liegt, für das Wahljahr 2025 merken!
Netzwerk „Parkstadt Mülheim… aber richtig!“
21.06.20
Anmerkung von DUISTOP: Die obige Stellungnahme wurde an einigen wenigen Stellen verändert bzw. es wurden wenige Zeilen entfernt, da es sich dabei um Hinweise auf Baupläne handelt die hier nicht wiedergegeben werden.