In puncto Wasserstoff und Duisburg als Wasserstoff-Standdort läuft die Positiv-PR derzeit auf Hochtouren. Diese Woche wurde bekannt, dass der Chef von ThyssenKrupp Steel Europe künftig als Beiratsvorsitzender bei der DBI fungieren wird, neben anderen Top-Wirtschaftsvertretern, und schwupps wird jetzt auch ein Gutachten lanciert, dass, so suggeriert es zumindest die WAZ, Duisburg den Charakter einer Wasserstoff-Hauptstadt zuschreibt.
Letztens hiess es noch, die Revolution ginge von Duisburg aus, nun heisst es Hauptstadt, was kommt als nächstes? Diese Frage habe ich ja bereits öfter gestellt, weil der Überbietungswettbewerb in Duisburg, womit die Verantwortlichen sich gegenseitig befeuern und hochjazzen, schon lustig ist. Vor allem, weil meistens nur heisse Luft entsteht und sich vieles nur in reinen Ankündigungen verliert. Derzeit sind solche Märchen und Erzählungen natürlich auch ganz wichtig angesichts des anstehenden NRW-Wahlk(r)ampfs.
Die berühmt-berüchtigtenen Leuchttürme, die nicht und niemals leuchten, oder wenn, dann nur ziemlich schummerig.
Das besagte Gutachten hat angeblich die DBI in Auftrag gegeben. Schön, doch warum nicht der inzwischen für den Zweck der Wasserstoffvermarktung neugegründete Verein Hy.Region.Rhein.Ruhr unter Leitung von Thomas Patermann, bekannt als Chef der hiesigen Wirtschaftsbetriebe (WBD)?
Patermann haut übrigens auch auf die Kacke (s.o. Überbietungswettbewerb) und spricht laut WAZ von einem Wasserstoff-Valley. Zuhause erzählt er sicherlich der Mama auch davon und die denkt sich nur: Erzähl Du mal.
Er war angeblich bereits mit DBI-Chef Beck in Berlin unterwegs, Brüssel soll folgen, um Fördermittel zu besorgen. Doch es sind (Zitat) „die Umsetzungskorridore der Energiewende noch unklar, die Politik muss aber für die Industrie einen klaren Rahmen setzen …“. Soso. Klingt nach ziemlichem Geschwurbel, so als würde ein Pommes-Verkäufer sagen „Die Kartoffeln sind in einer Spätform ihres Daseins bereit degustiert zu werden, doch ohne eine Grundlage geht es nicht.“, um mir die Fritten dann im ordinären Pappschälchen zu überreichen.
Die DBI hat das Gutachten bezahlt? Okay. Eigentlich umso besser denn dann haben wir alle ja durchaus ein Anrecht dieses Gutachten mal zu sehen und zu lesen.
Erstellt haben soll es eine Tochterfirma des TÜV Nord namens Energy Engineers (EE) unter Leitung von Dr. Thomas Kattenstein, wenn mich nicht alles täuscht letztes Jahr noch bei der Energieagentur.NRW, die inzwischen dichtgemacht und durch eine Landestochter ersetzt wurde.
https://www.waz.de/staedte/duisburg/gutachter-so-wird-duisburg-wasserstoff-hauptstadt-id234612643.html
Besagter Dr. Kattenstein empfiehlt gleich auch mehr Lobbyarbeit, denn Duisburg muß besser wahrgenommen werden. Interessant, denn seit zig Monaten frage ich nach was denn die angeleierte Kampagne wie „DuisburgistECHT“ so macht. Tja und was Haack(inzwischen weggelobt nach Köln) und Beck und Link und Kluge so treiben.
Kurze Zwischenbemerkung damit vor lauter Wassserstoff-Euphorie nichts vergessen wird: Es werden immer noch ziemlich viele Lehrkräfte für die Duisburger Schulen gesucht!
So, weiter geht’s.
Was mich prinzipiell an Kattenstein und EE/TÜV Nord stört ist die relative Abhängigkeit von und/oder die Nähe zu gewissen Auftraggebern. Wer z.B. „TÜV Nord und ThyssenKrupp“ googelt wird sehen was ich meine.
Und dann sind da noch die anderen Städte ganz in unserer Nachbarschaft denen man solche Gutachten gleich auch noch verkaufen kann.
https://www.tuev-nord-group.com/de/newsroom/news/details/article/tuev-nord-group-ist-neues-mitglied-im-h2-beirat-der-stadt-essen/
In trauter Runde sitzt man Essen in puncto Wasserstoff auch beisammen, als da sind: ThyssenKrupp und z.B. auch der TÜV Nord.
Ich habe, vor allem um zu erfahren was in dem Gutachten steht und was es sonst noch damit auf sich hat, folgende aktuelle Anfrage an die DBI gestellt:
Guten Abend,
ich habe folgende Presseanfrage.
Im Rahmen der stadtweiten Bemühungen um den Auf- und Ausbau der Wasserstoff-Wirtschaft und sämtlicher dazu notwendiger Infrastrukturen in der Stadt, in Zusammenarbeit mit und für Industrien usw., hat die DBI ein Gutachten bei Energy Engineers (EE) in Auftrag gegeben.
Meine Fragen dazu im Einzelnen:
Warum wurde dieses Beratungsunternehmen ausgewählt und beauftragt?
Wie lautet der genaue Auftrag bzgl. des Gutachtens, was sollte im Einzelnen begutachtet werden?
Wie lauten die wichtigsten Ergebnisse in Kurzform, a) die positiven und b) die negativen?
Was hat das Gutachten gekostet und warum hat die DBI es in Auftrag gegeben und nicht der neuegründete Verein Hy.Region.Rhein.Ruhr?
Ist das Gutachten öffentlich einsehbar oder kann es mir zur Verfügung gestellt werden?
Wem wird es ansonsten ausgehändigt/zur Verfügung gestellt?
Wie ist ausgeschlossen, dass es sich um ein Gefälligkeitsgutachten handelt bzw. werden noch Gegengutachten in Auftrag gegeben (2. Meinung)?
Mit freundlichem Gruß
DUISTOP
M. Schulze
Zum Schluß noch ein Veranstaltungstipp:
Duisburger Zukunftsgespräche“ nennt der Wasserstoff-Verein Hy.Region.Rhein.Ruhr eine neue Veranstaltungsreihe. Sie startet am Mittwoch, den 23. Februar, um 18 Uhr im Fraunhofer-inHaus-Zentrum am Forsthausweg 1 in Neudorf.
Eine gute Gelegenheit folgende Personen auf dem Podium beim Sich-Überbieten zu erleben: Europaparlamentarier Dennis Radtke (CDU), MdB Felix Banaszak(Grüne) und die SPD-MdL Sarah Philipp, Thomas Patermann (Hy.Region.Rhein.Ruhr / WBD), Dirk Jansen (BUND) und Rasmus C. Beck (DBI).
Hinweis von DUISTOP:
Da i.d.R. für Speitüten vor Ort nicht gesorgt wird, bitte vorsorglich welche mitbringen!
Hier übrigens was zum Vorglühen:
https://philipp-fuer-duisburg.de/diskutierbar-duisburg-im-wandel-von-wasserstoff-bis-wedau-wie-sieht-die-zukunft-unserer-stadt-aus/
Und hier eine (oder die) Hauptbeteiligte die vom Jahr 2050 „spricht“:
https://hydrogen.thyssenkrupp.com/?gclid=EAIaIQobChMIpsDHhLOM9gIVF_lRCh2gaAxKEAMYAiAAEgJFqvD_BwE
Ach ja, hier noch das Abendgebet für alle und für die nächsten Jahre:
Paterman, Oh Patermann, wir glauben dran,
Wasserstoff, Oh Wasserstoff, so gib uns Hoff-
-nung, und mach uns reich, am besten gleich.
Doch wenn’s nicht klappt dann eben nicht
wir sind gewohnt das schummrig Leuchtturm-Licht