Kurz nachdem ich gestern Nachmittag, nach fast zwei Wochen und insgesamt vier Anläufen, meinem Unmut über die NRW-CDU-Wahlkampagne und den NRW-CDU-Generalsekretär in einem Artikel freien Lauf ließ – mein Artikel ging zur gefälligen Kenntnisnahme auch an ihn – kam eine schmallippige Vollverarschungsmail von einem Beauftragten, also nicht vom ihm selbst, an mich zurück.
Um was geht es? Nun, ich hatte die neueste Wahlwerbung der NRW-CDU mit dem Slogan „Weil Du zählst!“ relativ wörtlich genommen und bin vor rund 14 Tagen der Aufforderung gefolgt mit der Partei in Kontakt zu treten, weshalb ich den verantwortlichen CDU-Mann anschrieb, und das ist Josef Hovenjürgen.
https://mitmachen.cdu-nrw.de/#zitat
Eigentlich soll man ja nur eine Mailadresse abliefern, aber das war mir zu dürftig.
Zuerst erhielt ich diese Mail von ihm – nach drei Tagen und einer Erinnerung:
Sehr geehrter Herr Schulze,
Wir haben zur Zeit Corona bedingte Personalengpässe. Ferner findet an diesen Wochenende der Bundesparteitag statt. Ich darf Sie deshalb um ein wenige Geduld bitten.
Ich hoffe auf ihr Verständnis.
Mit freundlichen Gruß
Josef Hovenjürgen
Von meinem iPad gesendet
Bis gestern hatte ich noch weitere zwei Male an mein ursprüngliches Anliegen erinnert.
Sehr geehrter Herr Schulze,
vielen Dank für Ihre Mail. Der Generalsekretär bat mich, Ihnen zu antworten.
Als CDU NRW haben wir keine Einwirkungsmöglichkeit um auf Kommunen und andere Entscheidungsträger Einfluss zu nehmen, Ihrem Informationsbegehren nachzukommen.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Rauer
Persönlicher Referent des Generalsekretärs
CDU NRW
Worauf ich folgendes zurückschrieb:
Guten Tag zurück,
diese Antwort ist doch ein Witz, und dafür haben Sie fast zwei Wochen gebraucht?!
Und natürlich haben Sie Einfluss. Sie sitzen in der Landesregierung.
Nur wollen Sie den lieber nicht geltend machen – so mein Eindruck.
So könnten Sie z.B. Kontakt mit der derzeitigen Duisburger Landtagsabgeordneten Petra Vogt aufnehmen und diese könnte sich der Sache annehmen.
Das habe ich selbst schon versucht, doch sie interessiert sich auch nicht dafür.
Was mich daran am meisten erschreckt ist die Tatsache, dass die CDU, immerhin ein Teil der Landesregierung, die den MP stellt, nicht daran interessiert ist zu erfahren was in einzelnen Kommunen schiefläuft – und warum.
Sie glauben doch nicht im Ernst, dass es in Duisburg ein Einzelfall ist, dass die Verwaltung beharrlich Presseauskünfte verweigert, was zudem gegen geltendes Recht (Pressegesetz NRW) verstösst.
Vllt. sollten Sie aus reinem Eigeninteresse mal erkunden, warum denn die Presseauskünfte verweigert werden, ev. weil es etwas zu verheimlichen gibt.
So könnten Sie gut und gerne den OB von Duisburg mal danach fragen.
Und somit ist für mich die laufende Wahl-Kampagne „Weil Du zählst.“ ebenso so ein Witz. Sie dient anscheinend nur der Gewinnung von Mailadressen.
Gruss
DUISTOP
M. Schulze
Tja, dass die CDU natürlich auch auf Kommunal- und Stadtverwaltungen Einfluss nehmen kann wissen wir alle, sie sitzt schließlich in diesen, will man mich also tatsächlich verarschen?
Hier ein Beispiel mit Hovenjürgens Beteiligung:
https://dorsten-online.de/spd-dorsten-zu-den-kosten-der-kreishaus-sanierung/
Und nun der Vollständigkeit halber mein ursprüngliches Anliegen (leicht gekürzt):
Guten Abend Herr Hovenjürgen,
derzeit läuft Ihre Wahl-Kampagne(Weil Du zählst!) -bzw. die die CDU-NRW- und dort sind Sie prominent aufgeführt. Als Generalsekretär der CDU in NRW ist das auch kein Wunder.
Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen Sie mit einigen Dingen zu konfrontieren die dem derzeitigen CDU-Wahlkampfmotto aber auch der eigentlich zu erwartenden demokratischen Verfasstheit des Landes zuwiderlaufen.
Seit fast vier Jahren -genau seit dem 2. Mai 2018- etabliere ich eine neues Pressemedium in Duisburg. Die neuen Medien machen es möglich, es gibt www.duistop.de nur online. Schwerpunktmässig berichte und kommentiere ich über Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Damit kenne ich mich bestens aus.
… (hier gekürzt)
Demzufolge habe ich auch die geltenden Gesetze wie z.B. das Pressegesetz NRW sehr ernst genommen (als Voraussetzung für meine „Arbeit“) und entsprechende Erwartungen daran gehabt. Vor meiner journalistischen Tätigkeit habe ich es allerdings mit dem IFG versucht oder auch mit Ratseingaben gemäß GO §24. So habe ich versucht per IFG und per Ratseingaben die Duisburger Verwaltung zur Heraushabe von Infos zu bewegen, der Erfolg war äusserst dürftig.
Inzwischen sind auf DUISTOP über 2.400 Artikel und Kommentare (nicht alle, aber überwiegend von mir) erschienen und man darf von einem normalen Pressemedium sprechen. Einzelne Artikel und Kommentare werden bis zu 25.000mal aufgerufen.
Und obwohl mir Großunternehmen wie Haniel, HKM, ThyssenKrupp, die Polizei NRW, Sozialkonzerne wie Caritas und Diakonie usw. antworten gab es von Anfang an Probleme mit dem Auskunftsverhalten der hiesigen Stadtverwaltung sowie sämtlicher Beteiligungsunternehmen (über 100) der Stadt.
Während aber die vorgenannten Großunternehmen gar nicht auskunftspflichtig sind, laut Pressegesetz, ist es die Verwaltung in Duisburg in jedem Fall.
Inzwischen sind über 300 Presseanfragen von mir aufgelaufen die sämtlichst nicht beantwortet wurden. Andere Pressemedien wie WAZ/NRZ und RP erhalten dagegen Antworten und werden auch zu PKs eingeladen.
Ich habe mich natürlich nicht damit abgefunden, da nicht nur gegen das Pressegesetz laufend verstossen wird, sondern auch gegen das Grundgesetz. Und natürlich gegen eine gewisse demokratische Grundpflicht die man von einer Exekutive erwarten darf.
Folgende Versuche(ohne Vollständigkeit – nur die wesentlichen) den OB und die Verwaltung in Duisburg zum Einlenken zu bewegen (bewegen zu lassen) sind bisher alle „schiefgegangen“:
Schreiben an die Kommunalaufsicht
Schreiben an den MP (erst Herr Laschet/dann Herr Wüst)
Anträge an die Stadt auf Auskunft
Eingabe an den Petionsausschuss des Landtags
Bitten an Politiker/Innen aller Fraktionen inkl. der CDU
Bitten an Ratsmitglieder in Duisburg
Letztendlich müsste ich nun meine Auskünfte auf juristischem Wege erstreiten. Doch wie es kann sein, dass ich dazu quasi genötigt werde, obwohl es doch das entsprechende Gesetz gibt?
Zusätzlich musste ich mir auch noch Unterstellungen gefallen lassen die anscheinend aus mir einen Straftäter machen sollten (u.a. versuchte Erpressung, Nötigung, …). Aber die Strafanzeigen gegen die VerfasserInnen verliefen bis zur Oberstaatsanwaltschaft im Sande. Tonus: Es kann ja mal passieren das man sich im Ton vergreift.
In der aktuellen CDU-Wahlkampage heisst es (Zitat-Auszug):
„Wir wollen genau hinhören und erfahren, was die Menschen bei uns in Nordrhein-Westfalen beschäftigt und was für die vielfältigen Regionen wichtig ist. Wir wollen jeden Einzelnen mitnehmen, sodass jeder dazu beitragen kann, dass es uns in Nordrhein-Westfalen noch besser geht. Weil Du zählst!“
Ich bin gespannt wie Sie reagieren und was Sie mir antworten. Vor allem aber was Sie tun.
Bevor ich es vergesse: Anfragen von mir bei NRW-Ministerien, zuletzt z.B. beim Bauministerium, werden auch nicht problemlos und umfänglich beantwortet.
Mit freundlichem Gruß
DUISTOP
Stadtmagazin
Michael Schulze
Hier der Link auf Hovenjürgens Website:
https://www.josef-hovenjuergen.de/
Und dann noch ein Link auf einen sehr interessanten Artikel über Hovenjürgens Wahlkreis. Die darin beschriebenen Mißstände in puncto Bauvorhaben und Investoren-Verhalten erinnern doch stark an das was wir hier in Duisburg auch erleben.
https://www.lokalkompass.de/haltern/c-politik/der-ausverkauf-von-stadt-und-landschaft-geht-weiter-wem-gehoert-die-stadt_a1597628
Insofern kann ich die Ausrede Hovenjürgens bzw. seines Adlatus sehr gut nachvollziehen.
Hier nochmals zur Erinnerung der entsprechende Satz:
Als CDU NRW haben wir keine Einwirkungsmöglichkeit um auf Kommunen und andere Entscheidungsträger Einfluss zu nehmen, …
Fazit:
Wenn ParteienvertreterInnen, die wir ja wählen (sollen) um als Ratsleute in Kommunalparlamenten (Stadträten) oder als MdLs in Landesparlamenten unsere Interessen zu vertreten, um dann den Verwaltungen zu sagen was Volkes Wille ist (=repräsentative Demokratie), dann ist diese CDU-Antwort die demokratische Bankrotterklärung.
Kurz gesagt: Ich soll sie zwar wählen, aber zwischen den Wahlen soll ich sie nicht belästigen. Stattdessen verhöhnen sie mich auch noch mit Werbeslogans wie:
Weil Du zählst!
Ich gehe jede Wette ein, dass wenn ich in Hovenjürgens Wahlkreis und in den einzelnen Kommunen wie Datteln, Haltern usw. genauso nachfrage wie hier in Duisburg, wird nach kurzer Zeit dasselbe passieren: Es wird gar keine Antworten mehr geben. Noch nichtmal mehr so verlogene wie die oben erwähnte.
QED