Für BruNO Sagurna und seine SPD ist es eine Ehrensache sich für das Ehrenamt einzusetzen und er fordert deshalb die Gründung einer Ehrenamtsagentur in Duisburg.
Ziel der Agentur sei es, dass Ehrenamt vor Ort zu stärken, zu fördern und zu vernetzen. Von insgesamt 396 Gemeinden in NRW haben bereits mehr als 140 Kommunen eine Ehrenamtsagentur oder Freiwilligenagentur gegründet.
Darüber soll am kommenden Montag der Rat für Duisburg befinden.
Beim Lesen des durchwegs schleimig-positiv verfassten Textes
https://spd-duisburg.de/spd-fraktion-staerkt-das-ehrenamt-in-duisburg/
https://lokalklick.eu/2021/04/14/spd-fraktion-staerkt-das-ehrenamt-in-duisburg/
fiel mir spontan ein Beitrag im ZDF ein (zdfzoom – gestern um 22.45 Uhr).
Darin ging es um die nachwievor ungebremst prekäre Situation in Alten- und Pflegeheimen: zu wenig Personal, überlastetes Personal, 9.000 Kündigungen von PflegernInnen während der Pandemie bisher usw.
Nun stellt sich also ein SPD-Genosse hin und will das Ehrenamt stärken, wohl wissentlich, dass es um eine wichtige Stütze unserer Gesellschaft handelt aber verschweigend, dass es sich um eine für den Staat und die Städte äusserst lukrative Stütze handelt. Wer das Ehrenamt fördert spart vllt. die dringend überfälligen Gehaltserhöhungen für die Pflegekräfte bzw. Hilfskräfte?
Kann ein Duisburger wie Sagurna so abgezockt sein?
Nun sind der Staat und die Stadt ja wir selbst, wir würden uns also in eigene Fleisch schneiden wenn wir das Ehrenamt nicht fördern würden, weil es uns enorm viel Steuergeld sparen hilft.
So betrachtet frage ich mich allerdings warum die Ratsleute wie Sagurna ihr Amt nicht auch ehrenamtlich (= ohne jedwede regelmässige Vergütung) ausüben können. Denn wie schreibt Genosse Sagurna so schön zum Thema „Ehre“:
Zitat: „Auf allen gesellschaftlichen und politischen Ebenen genießen daher das Ehrenamt und das bürgerschaftliche Engagement einen sehr hohen Stellenwert und werden seit Jahren auf unterschiedlichen Wegen unterstützt und gestärkt.“
Müssten dann nicht auch Ehrenamtliche viel mehr im Vordergrund stehen, im Rampenlicht, und bei Entscheidungen miteinbezogen werden? Hat Sagurna das mit der Agentur vor oder schafft man nur ein zusätzliches Verwaltungsorgan mit einigen wenigen „bezahlten“ Pöstchen und einem Riesen-Fundus an beeinflussbarem „Klientel“? Ein Blick in die USA kann dabei hilfreich sein, wie extrem das ausgenutzt wird, bis hin zum Wahlkampf.
Die ersten Sponsoren und/oder aus der Wirtschaft und Politik kommende willige Helferlein sind auch in Deutschland in derartigen Agenturen schon am Werk.
Wer ehrenamtlich tätig ist, z.B. in einem der Sozialkonzerne die so prächtig verdienen, weil ev. so viele Menschen ein gutes Herz haben und für wenig Geld (PflegerInnen – siehe oben) oder als Ehrenamtliche kostenlos helfen, der sollte sich mal an die GeschäftsführerInnen wenden und nachfragen wie viel die denn so im Jahr „verdienen“.
Womit wir beim nächsten Genossen wären, der derzeit ein wenig im Fokus steht weil er wie alljährlich üblich seine Neben-Bezüge transparent offenlegen muß.
So kommt Link durch Aufsichtsratsposten usw. auf ein zusätzliches Salär von knapp 60.000 EURO pro Jahr. Wovon er aber wie vorgeschrieben rund 3/4 an die Stadt abführt. So weit so brav.
Was die WAZ in ihrem Artikel dazu jedoch nicht – wie ebenfalls üblich- hinterfragt, ist der Zeitaufwand den der OB in seiner Funktion als OB nicht zur Verfügung steht und die Frage danach ob er überhaupt die vielen Nebenaufgaben sinnvoll bewältigt kriegt.
Für die Ausfallzeiten als OB wird die Stadtkasse mit den drei Vierteln, also rund 45.000 EURO, entschädigt, doch ein gewisser Zweifel bleibt, ob diese Konstruktion wirklich so „gesund“ ist.
https://www.waz.de/staedte/duisburg/ob-soeren-link-meldet-57-940-euro-nebeneinkuenfte-id232030193.html
Man könnte natürlich auch – vllt. sogar ehrenamtlich- Ex-Wirtschaftsprüfer, Ex-Steuerberater und Ex-Anwälte als Aufsichtsräte einsetzen, die den beaufsichtigten Unternehmen viel wirksamer und eloquenter auf den Zahn fühlen, weil sie mehr Ahnung haben. So etwas wie bei der wfbm (heute Duisburger Werkstatt) wäre ev. nie passiert.
Fazit: Mich beschlich beim Lesen des Sagurna-Schleim-Textes irgendwie das Gefühl, dass aus seiner Sicht immer die anderen tätig ehrenamtlich werden sollen, die Guten-Lieben-Doofen. Und für die schafft man nun eine Ehrenamtsagentur. TOLL.
Just in diesen Ehrenamtsagenturen sitzen dann wahrscheinlich auffällig viele aus dem Dunstkreis der Verwaltung. Siehe Essen:
https://www.ehrenamtessen.de/ueber-uns/das-team/
Und man hat dann sogar eine Satzung und verlangt Mitgliedsbeitäge die sicherlich auch zur Bezahlung (!!! nix Ehrenamt ???) der Geschäftsführung verwendet werden.
https://www.ehrenamtessen.de/satzung/
Nun, an dieser Stelle verabschiede ich mich lieber bevor mir die Hauptschlagader platzt, weil das ganze Vehikel bestimmt auch dazu dient gewissen wohltätigen PR-Interessen zu dienen … ich nehme an der SPD …
Eine Frage stelle ich dann doch noch: Warum gründet man nicht eine Agentur für alle NRW-Städte und spart sich den Overhead pro Stadt?
UPPS, die gibt es ja bereits, mit allerdings nur 75 lokalen Agenturen als angeschlossene Mitglieder:
https://www.lagfa-nrw.de/
https://www.lagfa-nrw.de/freiwilligenagenturen-in-nrw/