In einem ZEIT-Interview gibt Sigmar Gabriel, SPD-Mitglied und Ex-AR-Vorsitzender von ThyssenKrupp Steel(TKS), bemerkenswerte Einblicke in die Vorgänge rund um die Konzern-Mutter und deren Boss sowie die Stahltochter in Duisburg.
https://www.zeit.de/2024/38/sigmar-gabriel-thyssenkrupp-aufsichtsrat-stahlindustrie
Ich hatte darüber schon ausführlich berichtet und es wird deutlich wie sehr alles um dieses Problem kreist:
Wie wird die Tochter selbstständig oder verkauft und was kostet es die Mutter?
Darüber ist man sich nachwievor komplett uneinig und das hat zu den Zerwürfnissen und Rücktritten – oder waren es eigentlich Rauswürfe – geführt.
Soweit so gut, oder eben auch nicht, weil immerhin ziemlich viele Jobs auf dem Spiel stehen.
Bedenklich ist allerdings was Gabriel sonst noch von sich gibt. Hier drei Kern-Zitate aus dem ZEIT-Interview:
Die Wirtschaftlichkeit der grünen Stahlproduktion lässt sich nicht sicher prognostizieren.
Manche Anteilseigner sagen sogar: Wir wollen lieber die Millionen EURO Zuschüsse die wir für die Wasserstoffproduktion schon bekommen haben zurückzahlen und ganz auf Elektro-Stahlwerke setzen und den Quatsch mit dem Wasserstoff lassen.
Das Geld verdienen wir ohnehin mit der Weiterverarbeitung und nicht mit dem Stahlkochen.
Das heisst mit anderen Worten, dass eine Stahlproduktion mit Wasserstoff und dies vor allem in Duisburg nicht sinnvoll ist. Was ich hier schon mehrfach geschrieben habe. Seit Mitte 2022.
Dazu verweise ich nochmals auf einen DUISTOP-Artikel von gestern in dem ich u.a. auf einen Beitrag auf brandeins hinwies:
https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2024/messen-vergleichen/gruener-wasserstoff-auf-der-spur-des-jokers
Dazu passt auch dieser Beitrag in r-energy:
https://www.r-energy.eu/wasserstoff-wo-seine-massenproduktion-sinn-macht-und-wo-nicht-a-7712d6a9189fd383c15df0e070979691/?cmp=nl-bdee137e-5a7f-49c5-b8b5-813eb7324d6c
Auszug/Zitat daraus:
Produktions- und Einsatzstandorte liegen weit auseinander
„Wir haben eine erhebliche Diskrepanz festgestellt zwischen Regionen mit hohem Bedarf an Wasserstoff und Regionen mit großen, effizienten Produktionskapazitäten“, … Diese müssten eine Wasserstoffökonomie durch weltweiten Handel bewältigen, was allerdings weiteren Energieaufwand bedeutet – … Nicht zuletzt besteht der Aufwand darin, dass Wasserstoff in der Regel in gebundener Form – etwa als Ammoniak oder Methanol – transportiert wird. <ENDE>
Das alles wirft ebenfalls die entscheidende Frage auf, ob es überhaupt sinnvoll ist ein Stahlwerk in Deutschland zu betreiben, wo die grünen Energien die man braucht um grünen Wasserstoff günstig herzustellen, um dann grünen Stahl günstig herzustellen, in der benötigten Riesenmenge nicht verfügbar sind.
Zurück zu Gabriel. Er beschreibt auch deutlich wie wenig sinnvoll wir in Deutschland subventionieren.
Angesichts all dessen frage ich mich, warum er dann den Job bei TKS überhaupt angenommen hat. So hätte er das alles ja bereits viel früher mal deutlich öffentlich sagen können.
Ich vergleiche das u.a. mit Mahmut Özdemirs neuesten Einlassungen zur eigenen SPD nach den jüngsten Ostdeutschland-Wahlen. So sagt er sinngemäß, dass die SPD seit 2005 immer nur Besserung verspricht um dann alles genauso schlecht zu machen wie vorher.
Ja wenn Ihr das alles doch wisst, warum macht Ihr dann mit?