Gastbeitrag von Ulrich Scharfenort – www.ulrics.blog
Unter dem Titel „SPD-Fraktion für nachhaltigen Umgang mit Straßenbäumen“ veröffentlicht die SPD auf ihrer Homepage nun ihre Sicht des Themas Baumschutz, dem Thema, weswegen die SPD bei den Kommunalwahlen schwer abgestraft wird. Scheinbar soll dies nun mit Populismus und Halb- bzw. Unwahrheiten bekämpft werden.
Fangen wir erst einmal mit der Überschrift an. Nachhaltig ist ein Begriff aus der Forstwirtschaft, nachdem nur so viel Holz geschlagen wird, wie auch wieder nachwächst, weil Bäume bekanntlich sehr lange zum Wachsen brauchen. Wenn man jetzt böse wäre könnte man hier Holzfällermentalität unterstellen. Bin ich aber nicht, unterstellen wir mal, dass die SPD dies positiv meint und nicht im Sinne von nachhaltigen Kettensägen, die elektrisch funktionieren.
Dann kommt noch Unterstützung, für die sicherlich wirtschaftlich geprägte Position der Wirtschaftsbetriebe. Würde mich nicht einmal wundern, wenn durch die WBD und einige „besorgte“ Bürger im Zusammenspiel mit SPD und CDU hier versuchen die massiven Baumfällungen zu rechtfertigen.
Ich frage mich allerdings schon wie die SPD beurteilen will, dass etwas fundiert wäre, wenn sie von Verkehrssicherheitspflicht, statt Verkehrssicherungspflicht spricht. Eine Suche hätte ohne Probleme den richtigen Begriff gefunden.
Natürlich gibt es hier auch wieder die Behauptung, dass die Anzahl der Straßenbäume in den letzten Jahren gewachsen wäre. Wenn man die gefällten Bäume in den Vorgärten nicht mit zählt mag dies vielleicht sogar der Wahrheit entsprechen, allerdings hat die Stadt hier gar keine Zahlen, kann also gar nicht beurteilen, wie sich der Baumbestand im Umfeld der Straßen entwickelt hat.
Was die Anzahl selber angeht, so will ich zu einem kleinen Vergleich greifen, man nimmt jemanden 1 € weg und gibt dafür drei Cent-Münzen. Geht man nun nach der reinen Anzahl, könnte man sagen, es wäre mehr Geld, nur sind die Münzen weniger wert. Genauso ist es mit den Bäumen. Zwei Bonsai ersetzen nun einmal keine ausgewachsene Platane. Weder in Hinblick auf den Schatten noch auf die Verdunstungs- oder Kühlleistung.
Weiter wird behauptet, dass kranke Bäume wenig ökologischen Nutzen hätten. Dabei haben sogar völlig abgestorbene Bäume einen signifikanten ökologischen Nutzen. Die Schäden an Radwegen durch das Wurzelwerk liegen hauptsächlich an der Versiegelung. An der Gartenstraße in Rheinhausen stehen auch zahlreiche Platanen, wo allerdings nur wenig Wurzelwerk die Oberfläche beschädigt, weil hier keine Versiegelung stattfand. Da ist es nur logisch, dass die Pflanzen ihre Wurzeln nutzen, um Steine aufzubrechen und zu beseitigen. Die Bäume suchen nach Wasser. Ein völlig natürlicher Prozess, der im bergischen Bereich ebenfalls stattfindet.
Es handelt sich nicht um eine Unterstellung, sondern einen Fakt, dass an etlichen Stellen Bäume für Parkplätze oder Steinwüsten gefällt wurden. Allerdings wird dies nicht von der Stadt erfasst, somit kann die SPD gar nicht beurteilen, in welchem Umfang Bäume gefällt wurden. Es gab m.W. hierzu mehrere Anfragen bzw. Diskussionen.
Dass die SPD plötzlich für Wildblumenwiesen ist und von Klimaschutz spricht, muss wohl an dem miserablen Abschneiden bei der EU-Wahl liegen. Es ist allerdings höchst fragwürdig anderen Populismus zu unterstellen, dabei aber selbst plötzlich für Wildblumenwiesen zu sein, obwohl dies bisher immer abgelehnt wurde:
Antrag DIE LINKE vom 24.01.2017: „Straßenbegleitgrün“
Dagegen: SPD (9), CDU (6)
Antrag DIE LINKE am 05.02.2018: Hummelautobahn für Duisburg
Beratungsergebnis: Abweichender Beschluss
Statt loszulegen, wurde eine Stellungnahme in Auftrag gegeben Stellungnahme zu „Hummelautobahn für Duisburg“
Die Stellungnahme fiel natürlich negativ aus, wie auch bereits an anderen Stellen, wo die WBD Blühwiesen für zu aufwendig hielten, dabei muss man einfach nur wachsen lassen, der Rest kommt von selber. Spart sogar Kosten.
Antrag DIE LINKE am 05.02.2018: Bienenfreundliches Straßenbegleitgrün
Dagegen: SPD (10), CDU (6)
Es ist natürlich schön, dass die SPD ihre Meinung wegen dem öffentlichen Druck ändert, sich damit zu brüsten ist allerdings peinlich. Und Wiesen haben natürlich weniger Kühlleistung, als Bäume. Zumal es viele Stellen gibt, wo noch Bäume möglich wären.
Text im Original auf www.ulrics.blog:
https://ulrics.blog/2019/06/13/saegeparteiduisburg-eroeffnet-den-wahlkampf-mit-baumschutz-duisburg-spd
EDIT:
Scheinbar wurde die SPD aufmerksam, dass es Verkehrssicherungspflicht heißt und hat die Aussage nachträglich geändert. Aber natürlich sichere ich, bevor ich etwas kritisiere, den Text.