Letztens erst berichtete die DBI ganz stolz und mit wahrscheinlich mehrfach geschwellter Brust, dass sie zwei kleine Neuansiedlungen auf die Reihe gekriegt hätte. Das ist in Anbetracht des Bemühens-Zeitraums, der 27 Mitarbeitenden sowie des Umstands verringerter Ladenmieten nicht gerade ein Glanzstück. Ich berichtete bereits und kann mich nur wiederholen: Die DBI würde sich auch feiern, wenn einer nur anruft um danach zu fragen ob er einen Grillkohleverleih aufmachen dürfte.
Quer durch die Ruhrgebietsstädte gibt es derzeit vermehrt Meldungen über Ladenschliessungen. Erst Corona, nun die hohen Energiepreise die nicht nur den Einkauf der Unternehmen verteuern sondern, in der Folge auch den Verkauf, der wiederum auf eine geringere Kaufkraft trifft weil die Menschen sparen müssen um nicht zu frieren. Ein Teufelskreis.
Dazu kommt ein Generationsproblem, wer steht noch gerne früh auf um die Ladentüren rechtzeitig zu öffnen, plus der Fachkräftemangel der sich noch verschärfen wird und die vielen Alternativen ein Business statt hinterm Ladentisch auch vom Schreibtisch im Homeoffice oder auf einer Yacht vor Mallorca online abwickeln zu können.
Stichwort: „Ich werde InfluencerIn in Dubai.“
Und dann noch die verdammte Konkurrenz von Amazon & Co obendrauf.
Plus: Die Schliessung von Karstadt/Kaufhof-Häusern steht noch zur Disposition, auch in Duisburg, und selbst das gute alte RheinRuhrZentrum (RRZ) in Mülheim-Heissen hat zu kämpfen. Eine Lage mit Autobahnanschluß zwischen Mülheim und Essen, rund 5.000 kostenlose Parkplätze, wetterunabhängiges Shopping und eine grosse Auswahl, eigentlich die klassischen Pluspunkte einer Mall, halten die Ladenschliessungen nicht auf.
Dazu ein schwebendes Verfahren wegen fehlender Baugenehmigungen zum Aus- und Umbau zwecks Modernisierung, die angesprochene Karstadt-Problematik (Karstadt ist im RRZ Ankermieter) und die mühsame Suche nach Geldgebern, die bei den Gesamtumständen auch nicht unbedingt Schlange stehen.
In Duisburg leeren sich langsam aber sicher die Königsgalerie sowie die 1B-Lagen und der derzeitige noch laufende Weihnachtsmarkt täuscht noch über den eigentlich mega-trüben Zustand der City hinweg.
Die drei bis sechs City-ManagerInnen der DBI schweigen sich nachwievor eisern aus, DuisburgKontor auch, der OB auch und letztens las ich in alter Bomann’scher-Tradition über seine Nachfolgerin und die aktuelle Verbands-Geschäftsführerin, dass sich der Einzelhandelsverband vorstellen könne, dass das Weihnachtsgeschäft in Duisburg noch Luft nach oben hat (sinngemäß).
Okay, wenigstens von dort kamen und kommen noch Durchhalteparolen. Assistiert von Boris Roskothen in seiner Funktion als IHK-Vertreter und Spiele- bzw. Spielzeughändler, der schilderte, dass Spiele bei ihm schon ziemlich teuer geworden sind. ECHT?
Neue Ideen und Konzepte wie es der City besser gehen könnte und wie es mit ihr in Zukunft anders als bisher weitergeht gibt es nicht.
Ich gehe davon aus, die Talfahrt hält an bis der absolute Bodensatz erreicht ist, dass dürfte noch ein wenig dauern. Es ist zwar ein langsames Sterben bis dahin aber ab irgendeinem Zeitpunkt geht es dann meistens doch sehr schnell. Von Gegenwehr kann auch keine Rede mehr sein, denn die meisten Händler und Gastronomen um die es hauptsächlich geht haben weder die Professionalität noch die finanziellen Mittel. Leider legen sie sich auch nicht mit denen an die ihnen in wohltemperierten Büros (beheizt und gekühlt) und bei üppiger Bezahlung dabei zugucken wie sie langsam aber sicher zugrunde gehen.
Ich kann das verstehen, es ist vor allem eine Mischung aus Resignation und Müdigkeit – tja, und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Ich darf aber verkünden, dass es keine Hoffnung gibt, selbst wenn ab und zu mal jemand was auf die Reihe kriegt, jedenfalls dann nicht, wenn man sich auf die Duisburger Vollversagenden verlässt. Das Thema hatte ich ja bereits mehrfach.
Ich tippe mal der Bodensatz ist spätestens 2030 erreicht, frühestens jedoch 2026, ein Jahr bevor hier die IGA läuft. Das Durchhaltevermögen ist teilweise erstaunlich und bemerkenswert, vor allem z.B. dann wenn einem Händler oder Gastronomen die Immobilie gehört in der er wirtschaftet. Wenn sie dann vollends belastet ist, sagt auch die beste aller Hausbanken „Nichts geht mehr.“
So viele PICNIC-Wägelchen, REWE-Lieferservice-Bullys und Flaschenpost-Lieferwagen wie z.Z. unterwegs sind habe ich noch nicht gesehen. Somit hat also auch die Lebensmittel-Heimbelieferung derart an Fahrt aufgenommen, dass es kaum noch einen Grund gibt überhaupt vor die Tür zu gehen.
25% aller ehemals zu Corona-Lock-Down-Zeiten ins Homeoffice Geschickten sind inzwischen dauerhaft zuhause bei der Arbeit. Auch sie kommen für Spontan- bzw. Impulskäufe, angeregt z.B. durch Schaufenster-Präsentationen und -Displays, kaum noch in Betracht.
Die Banken inkl. der Sparkassen sind zu Online-Banking übergegangen und die geplanten beiden neuen Torhäuser von Fokus Development mitten in der City sollen angeblich nur noch einen geringen Teil an Läden bzw. Gastronomie „enthalten“.
Wenn dann auch noch die Telemedizin zulegt, die städtischen Serviceleistungen ebenfalls online möglich sind, dann „Good Night German Einzelhandel“.
Apropos städtische Serviceleistungen, Ende diesen Jahres sollen eigentlich, gesetzlich per Onlinezugangsgesetz ganz offiziell „vorgeschrieben“, die wesentlichen Services von deutschen Verwaltungen online und digital möglich sein.
Wer das je geglaubt hat der glaubt auch ein DFB-Präsident, der sich um einen FIFA-Posten bewirbt, würde sich per ONE-LOVE-BINDE mit FIFA-Boss Infantino anlegen. HahahaHohohoHihihi. Oder, auch ein Brüller, diesmal ein Ampel-Versprechen: Jährlich 400.000 neue Wohnungen bauen. Dazu die Bundesbauministerin: „Für viele Menschen ist ihre Wohnung auch ihr Zuhause.“ Ach Du meine Scheisse, wer wäre da jemals draufgekommen?!
Wenigstens hat letztens der Online-Terminservice in Duisburg, konkret für einen Termin im Bezirksamt Süd, ganz fix funktioniert. Ist aber auch eine simple Anwendung.
Fazit:
Machen wir uns nichts vor! Die verantwortlichen Vollversagenden in dieser Stadt werden den Teufel tun und die Sache mit der Digitalisierung beschleunigen. Ihre Überflüssigkeit wären dann ja noch fataler als sie es jetzt bereits ist. Wobei, mehr als 100% überflüssig geht nicht, was in diesem Falle ECHT schade ist.
Hier zum Schluß was zum Nachdenken (hatte ich gestern bereits als Thema = chatGPT):
https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/chatgpt-verbluefft-akademiker-mit-loesung-komplexer-aufgaben
Nachtrag:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/corona-einzelhandel-verliert-41-000-geschaefte-in-der-pandemie-a-0d6898b1-b50c-4a3f-8c15-c2bfc22aee7e