Zeki Ali Oglou ist Grieche, studierter Dipl.-Ing. und lebt und arbeitet in Hochfeld. Mit seiner Firma Green Technologies and Systems GmbH berät der 41-Jährige Unternehmen im Bereich umweltschonender Energietechnik.
Anlässlich zweier WAZ-Artikel, u.a. einer über seine von ihm privat vermieteten Wohnungen in Hochfeld und den Problemen mit den Stadtwerken bzw. deren Abrechnungen, habe ich ihn angerufen.
Während Link & Co. immer nur von denselben Ansiedlungsideen reden, im Moment haben es ihnen mal wieder verstärkt die Chinesen angetan, haben wir jede Menge förderwürdiger Unternehmen vielleicht schon längst vor Ort. Diese werden jedoch von Menschen geführt die nicht unbedingt auf der städtischen Agenda stehen.
Zeki Ali Oglou – Unternehmer aus und in Hochfeld
Zeki Ali Oglou könnte so ein Unternehmer sein, ich habe ihm zu Duisburg und dem was sich hier abspielt einige Fragen gestellt, natürlich vollkommen Corona-konform.
DUISTOP: Herr Zeki Ali Oglou, was machen Sie bzw. macht Ihr Unternehmen genau und warum haben Sie es in Duisburg gegründet?
Oglou: Wir sind mit unserer Tätigkeit auf die Elektromobilität spezialisiert. Hierzu zählen auch die Sicherheit und Prozesse der OEMs und Zulieferer in der Automobilindustrie, sowie die „einfache“ Ladesäule für Elektro- und Hybridfahrzeuge. Ich habe damals die Gründung in Duisburg gemacht, weil ich noch an die Stadt geglaubt habe. Das war leider ein Irrtum.
DUISTOP: Sie leben und arbeiten in Hochfeld, was zeichnet den Stadtteil aus und was nicht?
Oglou: Leider kann ich Ihnen wenig positive Eigenschaften nennen, wie die, dass es zentral und schnell erreichbar ist. Die Nachteile überwiegen doch sehr stark und die Vernachlässigung durch die Verwaltung ist bis heute von mir und meinen Nachbarn eindeutig wahrzunehmen. Leider wird in Duisburg-Hochfeld nur das Mindestmaß an Recht und Ordnung eingehalten, wenn überhaupt.
DUISTOP: Sind Sie politisch oder sozial aktiv und wenn ja wofür setzen Sie sich dabei besonders ein?
Oglou: Bedingt durch meine Arbeit bin ich durchschnittlich politisch interessiert. In der heutigen Zeit muss man sich meiner Meinung nach sehr stark für Gerechtigkeit und Fairness einsetzen. Alle sprechen davon, aber real gesehen leben wir eindeutig in einer Ellenbogengesellschaft.
DUISTOP: Wenn Sie Duisburg als Wirtschaftsstandort beschreiben sollten, welche drei Merkmale würden Sie besonders hervorheben, ob positiv oder negativ bleibt Ihnen überlassen?
Oglou: Nach meiner persönlichen Meinung hat Duisburg als Wirtschaftsstandort längst „verloren“. Sehr viele Facharbeiter, Techniker, Ingenieure haben die Stadt verlassen. Duisburg ist damit in die Situation gekommen, dass es am Tropf vom „Betongold“ hängt. Dadurch ist das Nord-Süd-Gefälle weiter verschärft worden. Viele Firmen haben Duisburg als Standort aufgegeben.
DUISTOP: Was müsste am dringendsten in puncto Wirtschaftsförderung verbessert werden?
Oglou: Eine sehr gute Frage, wo guter Rat teuer ist. Wahrscheinlich muss einiges neu aufgebaut werden. Ich kenne keinen Zweig in Duisburg, der nicht angeschlagen ist. Duisburg muss sich für eine Technologie entscheiden und diese konsequent über die Jahre fördern, die „Früchte“ werden erst Jahre ev. gar ein Jahrzehnt später geerntet.
DUISTOP: Wurden bzw. werden Sie ausser vllt. von der IHK (aufgrund der Zwangsmitgliedschaft) von sonst jemandem aus der Stadt, also von der Stadtspitze, vom Wirtschaftsdezernat o.ä. eingeladen und fühlen Sie sich als Unternehmer in Duisburg wertgeschätzt?
Oglou: Dies ist eine einfache Frage, die ich mit einem eindeutigen NEIN beantworten kann. Ich würde sogar behaupten, dass meine Existenz in Duisburg fast unbekannt war, bis jetzt.
DUISTOP: Wie würden Sie Duisburg als Standort gesamt beschreiben, a) über die letzten 30 Jahre und b) über die letzten 10 Jahre?
Oglou: In den letzten 30 Jahren haben es Duisburg und NRW verpasst sich neu aufzustellen. Die Stahlindustrie hatte die Blütezeit hinter sich und keine Anstrengung wurde durch die Politik unternommen, die Stadt mit neuen Technologien neu aufzustellen. Leere Floskeln wurden von der Politik ausgesprochen, wie zum Beispiel „Die Region hat eine gesunde Wirtschaftsstruktur die sich selbst erholen wird.“ Pustekuchen! Ist leider bis heute nicht eingetreten.
Wo das Kind in den Brunnen gefallen ist, wird nun gefördert – das wäre vor 30 Jahren wohl besser gewesen.
In den letzten 10 Jahre ist nach meiner Auffassung die Stadt weiter zurückgefallen. Eine Abwanderung der qualifizierten Arbeitskräfte und Firmen hat stattgefunden.
DUISTOP: Wenn Sie Duisburg den Rücken kehren würden, wo würden Sie am liebsten hingehen und warum?
Oglou: Ich werde früher oder später Duisburg definitiv den Rücken kehren. Als Unternehmer und Eigentümer wird man von der Stadt als eine Art von „Melkkuh“ wahrgenommen, zumindest ist dies meine eigene Erfahrung. Ich werde längerfristig geplant nach München oder nach Zürich ziehen. Im Süden funktioniert das Verwaltungssystem im Vergleich zu Duisburg doch ziemlich gut. Durch die angesiedelten Firmen hat man sog. Agglomerationsvorteile, wo viele Firmen in der Nähe mit ähnlicher Technologie sich gegenseitig stützen. Dieser Effekt ist leider hier bereits seit Jahren verloren gegangen.
Frage 9: Kennen Sie Kollegen/Unternehmenskollegen die ähnlich denken wie Sie?
Oglou: Ich kenne einige Leute die ähnlich denken und ebenfalls viele Leute die bereits weggezogen sind. Das Leben ist sprichwörtlich zu kurz, um sich dauerhaft mit selbstverständlichen Dingen rumzuschlagen, die einfach seit Generationen nicht richtig zu funktionieren scheinen.
Frage 10: Halten Sie eine gezieltere Ansprache und Förderung von Unternehmen die von Migranten und Flüchtlingen in Duisburg gegründet/geführt werden für wünschenswert oder sogar dringend geboten und warum bzw. warum nicht?
Oglou: Grundsätzlich würde ich nicht „Nationalitäten“ unterstützen, sondern nur Ideen und Technologien. Wenn eine Idee oder Technologie einer Förderung würdig ist, spielt es doch keine Rolle wer dahinter steht. Bestes Beispiel ist wohl in letzter Zeit BIONTECH geworden.
DUISTOP: Danke Herr Oglou für das Gespräch.